Während weltweit die Löhne für Arbeiter*innen stagnieren oder sogar sinken, schnellen die Gehälter der Topmanager in absurde Höhen. Eine neue Oxfam-Analyse zum 1. Mai zeigt einmal mehr: Diese Realität ist nicht länger zu ignorieren – die wirtschaftliche Schieflage ist kein Unfall, sie ist System.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache

2024 liegt der durchschnittliche CEO-Lohn weltweit bei 4,3 Millionen Dollar – ein inflationsbereinigter Anstieg von 50 Prozent seit 2019. Im gleichen Zeitraum stiegen die Löhne der Arbeiter*innen gerade einmal um 0,9 Prozent. CEOs verdienen im Schnitt 56-mal so viel wie ihre Beschäftigten – in Ländern wie Irland oder Deutschland ist die Lücke sogar noch grösser. Und auch bei den Topverdienenden bleibt die Ungleichheit bestehen: Nur 7 Prozent der CEOs mit einem Jahreseinkommen von über 10 Millionen Dollar sind Frauen.

Und die Schweiz?

Ein Blick auf die Daten der 60 grössten Schweizer Firmen zeigt: 

  • Nur eine CEO ist eine Frau – bei NovoCure. 
  • Die Lohnschere ist extrem: So verdient etwa der CEO von Chubb über 30 Millionen Franken im Jahr; bei Transocean sind es immerhin fast 11 Millionen. Zur Einordnung: Der Medianlohn in der Schweiz lag 2022 bei 6788 Franken pro Monat – also rund 81’500 Franken im Jahr. Die Gehälter der CEOs liegen damit teils um das 300- bis 400-Fache darüber.
  • Selbst kleinere Firmen zahlen ihren Führungskräften über eine Million Franken im Jahr, obwohl der Umsatz oft unter 1 Milliarde liegt. 
  • Viele Firmen zeigen hohe Gender-Pay-Gaps – z.B. Novartis, UBS, oder Baloise mit bis zu 22 % Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. 
  • In einigen Firmen wie Partners Group verdienen Frauen im Schnitt sogar weniger als Männer mit vergleichbarer Arbeit – sie arbeiten quasi „gratis“ an einem Tag pro Woche. 

Was sagt uns das?

Die wirtschaftliche Elite entfernt sich immer weiter von der Lebensrealität der Mehrheit. Während Konzerne Gewinne feiern, stehen viele Menschen unter enormem Druck: steigende Mieten, Gesundheitskosten, prekäre Jobs. Arbeitnehmer*innen sind dabei oft mit unsicheren Arbeitsverhältnissen, befristeten Verträgen oder Tiefstlöhnen konfrontiert – und einem wachsenden Leistungsdruck, der ihre Existenz zusätzlich bedroht. Währenddessen sackt eine kleine Gruppe Privilegierter Millionen ein – oft durch Boni, Aktienoptionen und andere Tricks.

Diese Zahlen zeigen nicht nur ein Gerechtigkeitsproblem, sondern ein Demokratieproblem: Entscheidungen in Firmen, die unser Leben mitprägen, werden in einem System getroffen, das soziale Ungleichheit zementiert. Diese Ungleichheiten gefährden zunehmend die gesellschaftliche Stabilität und untergraben die demokratische Teilhabe. Ein System, das immer grössere Vermögenskonzentration zulässt, steuert letztlich auf soziale Spannungen und den Zusammenbruch demokratischer Strukturen zu.

Was Oxfam von der Politik und Wirtschaft erwartet, gilt auch für die Schweiz:

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