Sexualisierte Kriegsgewalt in der Ukraine

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Svitlana Dubyna ist Geschäftsleiterin der Solidar-Partnerorganisation Vis in Vinnytsia in der Ukraine. Mit ihrer Organisation unterstützt sie Geflüchtete wie Ansässige, die vom Krieg traumatisiert sind. Ihre Arbeit in der Kriegssituation ist geprägt vom Engagement gegen genderspezifische Gewalt und Diskriminierung.

Svitlana Dubyna (zweite von links) und ihre Mitarbeiterinnen unterstützen Frauen in der Ukraine, die von sexualisierter Kriegsgewalt betroffen sind.

Eine traumatisierte Gesellschaft 

Vertriebene wie Ansässige sind häufig traumatisiert – von der Flucht, den Luftangriffen, den Fliegeralarmen. Letztes Jahr starben in Vinnytsia 26 Menschen und gut 200 wurden verletzt. Deshalb steht – neben Unterkünften und finanziellen Beiträgen – psychosoziale Unterstützung in Einzel- und Gruppensitzungen an erster Stelle der Arbeit von Vis. «In der Ukraine giltst du als verrückt, wenn du zur Psychologin gehst. Es war nicht ganz einfach, die Leute zu überzeugen, dass es okay ist, psychologische Unterstützung zu brauchen», erzählt Svitlana Dubyna. Ein weiteres Problem ist, dass die Geldgebenden nur die Unterstützung von Geflüchteten finanzieren wollen. «Ich bin froh, dass Solidar Suisse einverstanden ist, dass wir Ansässige involvieren. Zudem erhält das Team Unterstützung, denn Burnouts sind häufig.» Dass die 13 Mitarbeiterinnen nicht ausbrennen, sieht sie als eine ihrer Hauptaufgaben als Geschäftsleiterin.
Für Dubyna ist neben der Sicherheit die grössten Herausforderung, dass die Ressourcen fehlen, um allen zu helfen. «Immerhin konnten wir dank Solidar Suisse unsere Unterstützung auf die ländlichen Regionen rund um Vinnytsia ausdehnen und auch finanzielle Beiträge leisten.» 

Genderspezifische Gewalt 

Svitlana Dubyna befürchtet, dass genderspezifische Gewalt durch die Militarisierung der Gesellschaft zunimmt. «Es wird kaum über Gewalt gesprochen. Die Männer gelten als Helden, weil sie gegen die Russen kämpfen. Gewalt wird oft mit ihrer Traumatisierung entschuldigt.» Vis versucht, sexuelle Gewalt als Kriegswaffe zu dokumentieren: «Laut Statistik gab es auch viele Vergewaltigungen von Männern und Jungen», so Dubyna. Ihr ist es wichtig, Rückschritte bei der Gleichstellung wie sie nach Kriegen häufig geschehen, zu verhindern. Deshalb bereitet sich Vis auf die Nachkriegssituation vor: «Die ehemaligen Soldaten werden psychosoziale Unterstützung brauchen, damit sie nicht zu Tätern werden.» Auch die Verständigung zwischen Zurückgebliebenen und Rückkehrer*innen sieht sie als Herausforderung: «Manche haben die Besetzung überlebt, andere sind geflohen. Die Leute lebten in verschiedenen Welten und die unterschiedlichen Erfahrungen zu verstehen und zu respektieren, ist nicht einfach.» Ihr persönlicher Traum ist, «dass wir nicht mehr in Deckung rennen und bei jedem Anruf die Mitteilung befürchten müssen, dass eine nahe Person nicht zurückkehren wird.» 

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