Feuer in
Cox's Bazar
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Melanie Wirz · 0 Kommentare
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Im Rohingya-Flüchtlingslager Kutupalong in Cox‘s Bazar, Bangladesch, sind im Januar zwei Feuer ausgebrochen: Mehr als 5000 Menschen haben ihr Hab und Gut verloren und sind obdachlos. Das Solidar-Team leistet Soforthilfe beim Wiederaufbau der Unterkünfte und prüft, welche Massnahmen es braucht, um solchen Katastrophen künftig zu verhindern.
In den frühen Morgenstunden des 9. Januars breitete sich das Feuer im Lager 16 rasend schnell aus. Die Häuser aus Bambus und Planen brannten lichterloh. 380 Unterkünfte und 230 Einrichtungen wurden zerstört, darunter Schulzentren sowie Wasser- und Hygieneeinrichtungen, 5000 Menschen wurden obdachlos. Nur wenige Tage später traf es die Rohingyas erneut: Das zweite Feuer brach am 18. Januar mitten in der Nacht aus. Die Flammen fegten über das Lager 5 in Ukhiya Upazila von Cox Bazar, legten 30 Unterkünfte in Schutt und Asche und weitere 140 Menschen verloren ihr Dach über dem Kopf. Infrastruktur, Kochausrüstungen, persönliches Eigentum, Saatgut und Viehbestände wurden zerstört. «Die betroffenen Menschen sind nun vollständig von humanitärer Hilfe abhängig», sagt Natasha Kabir, Monitoring-Beauftragte von Solidar Suisse in Cox‘s Bazar.
Kutupalong – ein langes Elend
Kutupalong im Südosten von Bangladesch ist das grösste Flüchtlingslager der Welt. Eine Million Rohingyas, die aus Myanmar vertrieben wurden, leben auf engstem Raum, in Hütten aus Bambus und Planen, von Zäunen umschlossen. Alle 34 Lager sind anfällig für extreme Wetterereignisse wie Erdrutsche, Wirbelstürme und Monsunüberschwemmungen. «Und es kommt häufig zu Bränden», sagt Natasha Kabir. «Grund dafür sind die verwendeten Baumaterialien: Bambus, Planen, Plastik. Die Gasflaschen, die zum Kochen benutzt werden, verursachen immer wieder Feuer.» In den Lagern selbst gibt es keine Feuerwehr. Zudem befinden sie sich in einem hügeligen Gebiet, was die Brandbekämpfung schwierig macht.
Die konkrete Ursache der Brände im Januar müsse nun noch ermittelt werden, fügt Natasha Kabir an. Die Betroffenen wurden ins benachbarte Camp 15 umgesiedelt oder kamen bei Verwandten in anderen Teilen des Lagers unter. Hilfswerke, die in Cox’s Basar tätig sind, bemühen sich, den durch den Brand obdachlos gewordenen Familien schnell Nahrung und Kleidung zukommen zu lassen und sorgen für psychologische Betreuung. Zum Glück fielen den Flammen keine Menschen zum Opfer.
Nachhaltige Unterstützung nach der Zerstörung
Nach der Soforthilfe unterstützt das Team von Solidar Suisse in Bangladesch die Wiederaufbauarbeiten und führt eine Bedarfs- und Schadensanalyse durch. «Jetzt braucht es dringend Baumaterialien, Decken, Matratzen, Hygieneartikeln, Solarlampen und Küchenutensilien. Auch medizinische Versorgung und Medikamente werden benötigt», so Natasha Kabir, die derzeit auch die Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung bei zukünftigen Katastrophen aufnimmt. «Eine Schnellanalyse hat beispielsweise gezeigt, dass 60 Prozent der nun befragten Betroffenen nicht wissen, wohin sie gehen sollen, wenn es brennt. 40 Prozent gaben an, dass es keine sicheren Fluchtwege gibt. Das zeigt uns, dass Sicherheitsmassnahmen dringend erforderlich sind.»
Es braucht einen funktionierenden Überwachungsmechanismus und eine langfristige Brandschutzstrategie – etwa beim Bau von neuen Unterkünften. Um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten, stellt Solidar Suisse Brandschutzmaterialien bereit. 2000 Unterkünfte werden mit Lehmverputz, Feuerlöschern und Löschdecken ausgestattet. Insgesamt wird das Projekt 10‘800 Menschen zugutekommen. Zudem wird die Rohingya-Gemeinschaft in den Ziellagern für Brandschutz sensibilisiert, Schulungen mit der örtlichen Feuerwehr zur Eindämmung von Brandrisiken werden durchgeführt und eine Sensibilisierungskampagne gestartet. 50 Freiwillige sollen geschult werden und als gemeindebasierte Sicherheitskomitees fungieren. Auch Warnsysteme und Evakuierungsmassnahmen werden verbessert. Und: Jede Familie soll ihre wichtigsten Erkenntnisse mit mindestens 15 Nachbar*innen oder Verwandten teilen, um solche Katastrophen künftig zu verhindern.
Dieses Projekt wird unter anderem von der Deza ermöglicht.
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Melanie Wirz
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