«Frauen müssen weiterhin ihre Stimme erheben»

Am heutigen 14. Juni wird der feministische Streik die Strassen der Schweiz erobern und «Lohn, Zeit, Respekt» fordern. Solidar Suisse unterstützt den Kampf von Frauen für ihre Rechte weltweit. In Guatemala zum Beispiel schliessen sich Frauen zusammen und erheben ihre Stimme gegen die Gewalt. Esperanza Tubac, Projektkoordinatorin von AGIMS, einer lokalen Partnerorganisation von Solidar Suisse, schildert den Kampf der indigenen Frauen.

Recht auf ein gewaltfreies Leben

Dennoch wurden 2001 bei den Justizbehörden keine Anzeigen wegen Gewalt registriert. Esperanza Tubac und vier weitere Frauen aus San Juan Sacatepéquez schlossen sich zusammen und gründeten die Organisation AGIMS. Ihr Ziel: indigene Frauen über ihre Rechte aufzuklären, sie medizinisch zu versorgen und Gewalt durch konkrete Aufklärungsarbeit zu verhindern. «Wir haben verstanden, dass wir politische Subjekte sind und ein würdiges Leben für Frauen von uns abhängt.» AGIMS ging daraufhin am 8. März 2002, dem Frauentag, zum ersten Mal auf die Strasse, um sich gegen Misshandlungen zu wehren und diese anzuprangern. Zu dieser ersten Aktion versammelten sich 40 Frauen. «2023 kämpften 21 Jahre später über 2000 Frauen auf der Strasse für ihre Rechte», fügt Esperanza Tupac hinzu, die aus diesen Erfolgen Kraft schöpft.

Die Erfolge sind dank des enormen Engagements von AGIMS und der vielen Aktivitäten, die sie für die Gemeinschaft ins Leben gerufen hat, möglich. «Die Frauen zeigen häusliche Gewalt nun eher an, weil unser multidisziplinäres Team sie dabei unterstützt: eine Anwältin, eine Sozialarbeiterin, eine Staatsanwältin, eine Psychologin», so Esperanza Tupac. Die Organisation beruht auf Solidarität und der Lebensgeschichte der Frauen, die ihr angehören. Einige greifen auf ihre eigenen Erfahrungen zurück, um ihren Mitstreiterinnen zu helfen. «Wir haben ein Theaterstück namens ‹Hijas de la luna› (Mädchen des Mondes), in dem die Frauen viel über sexuelle Gewalt diskutieren.»

AGIMS setzt sich auch für den Schutz des Landes, der «Madre Tierra», für die Berge und Flüsse ein. Wie im Kampf für die Rechte der Frauen hat auch dieser Kampf seinen Preis. Die Aktivistinnen erhalten Drohungen, werden kriminalisiert und manchmal sogar inhaftiert. Die Angst ist allgegenwärtig, aber aufgeben kommt nicht in Frage: «Wir können nicht sagen, bleiben wir besser zu Hause, weil wir Angst haben. Wir haben einen politischen Pakt geschlossen, wir wollen der Ungerechtigkeit entgegentreten. Wir befinden uns im Widerstand und ich glaube, dass die Organisation grundlegend ist. Denn wenn man mich kriminalisiert, kriminalisiert man nicht nur mich, sondern auch über 2000 andere Frauen, die sich organisieren. Die Angst darf uns nicht lähmen.»

Feministischer Streik 

Esperanza Tubac ist begeistert vom feministischen Streik in der Schweiz am 14. Juni. «Ich gratuliere diesen Schwestern, Freundinnen und Kolleginnen, dass sie für die Rechte der Frauen streiken, denn Frauen auf der ganzen Welt müssen weiterhin ihre Stimme erheben.» Und wir können uns ihrem Wunsch nur anschliessen: «Das ist es, was wir Frauen wollen: bessere Chancen, ein würdiges Leben, glücklich sein, eine Welt ohne Gewalt.»

In der Deutschschweiz sind diverse Aktionen, Streiks und Demonstrationen geplant, um Lohn, Respekt, Zeit zu fordern: Lohngleichheit und angemessene Renten, die an die Lebensbedürfnisse angepasst sind; Respekt am Arbeitsplatz und Nulltoleranz gegenüber sexistischer und sexueller Gewalt; Zeit, um sich um andere und sich selbst zu kümmern.

Gemeinsam die Stimme erheben!

Beteiligen Sie sich am Streik und erfahren Sie mehr über die Aktivitäten in Ihrer Region.

Feministischer Streik
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