Gaza in Not: Wir fordern uneingeschränkte humanitäre Unterstützung
Gemeinsam mit weiteren Schweizer Entwicklungsorganisationen fordern wir vom Bundesrat ein entschlossenes Eintreten für ungehinderten humanitären Zugang in den Gazastreifen. Trotz einzelner Hilfslieferungen ist die Lage katastrophal.
Die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Seit Monaten leben über 2,1 Millionen Menschen auf engstem Raum unter Dauerbeschuss, mit kaum Zugang zu Nahrung, Wasser, medizinischer Versorgung und Schutz. Die Lage verschärft sich täglich – und dennoch bleibt der Zugang zu lebensrettender humanitärer Unterstützung massiv eingeschränkt.
Gemeinsam mit zahlreichen Schweizer Entwicklungsorganisationen ruft Solidar Suisse den Bundesrat dazu auf, jetzt entschieden zu handeln. Die Schweiz muss ihre humanitäre Verantwortung wahrnehmen und sich aktiv für den Schutz der Zivilbevölkerung und uneingeschränkte Hilfeleistung einsetzen.
Ein Landstrich am Abgrund
Seit dem Beginn der jüngsten Eskalation im Gaza-Streifen sind über 54’000 Menschen getötet und zehntausende weitere verletzt worden – der überwiegende Teil davon Zivilist*innen, darunter viele Kinder. Mehr als 1,7 Millionen Menschen wurden vertrieben, oftmals mehrfach, und finden kaum noch Schutz in den verbliebenen bewohnbaren Gebieten. Die Gesundheitsversorgung ist weitgehend zusammengebrochen. Krankenhäuser wurden beschädigt oder stehen unter massivem Druck, Medikamente und Treibstoff fehlen. Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser ist vielerorts nicht mehr gewährleistet. Epidemien und Unterernährung greifen um sich – insbesondere unter Kindern.
Humanitäre Unterstützung unter Beschuss
Trotz der riesigen Notlage werden Hilfslieferungen systematisch behindert. Zwar erreichen seit kurzem wieder einzelne Hilfstransporte den Gazastreifen, doch die Anzahl der LKWs liegt weit unter dem täglichen Bedarf. Die israelische Regierung kontrolliert und beschränkt den Zugang. Gleichzeitig läuft eine Bodenoffensive, Luftangriffe reissen nicht ab, und selbst humanitäre Einrichtungen und Konvois werden wiederholt angegriffen.
Besonders besorgniserregend ist der neue israelische Plan zur Verteilung von Hilfsgütern:
- Nur vier Verteilzentren im Süden Gazas sollen unter ausschliesslicher Kontrolle Israels operieren.
- Menschen sollen lange, gefährliche Wege durch zerstörte und umkämpfte Gebiete auf sich nehmen müssen, um überhaupt Unterstützung zu erhalten.
- Zugang soll nur nach Sicherheitskontrollen durch das Militär gewährt werden.
- Unabhängige humanitäre Organisationen würden durch private Sicherheitsfirmen ersetzt.
Dies stellt eine massive Verletzung humanitärer Grundsätze dar. Hilfe wird damit politisch instrumentalisiert – ein klarer Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht, das Neutralität, Unabhängigkeit und Unparteilichkeit vorschreibt.
Unsere Forderungen an den Bundesrat
Solidar Suisse fordert gemeinsam mit weiteren Schweizer Organisationen:
- Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung von über 20 Staaten, die Israel zur sofortigen und uneingeschränkten Zulassung humanitärer Unterstützung auffordert.
- Diplomatischen Druck auf Israel, um Angriffe auf zivile Infrastruktur und humanitäre Helfende zu beenden.
- Klare Ablehnung jeglicher Instrumentalisierung von Hilfeleistungen für militärische oder politische Zwecke.
- Einsatz für einen sofortigen Waffenstillstand, Schutz der Zivilbevölkerung und Freilassung aller Geiseln.
- Verteidigung der humanitären Prinzipien, insbesondere angesichts der Pläne der neuen Gaza Humanitarian Foundation, die unter Ausschluss unabhängiger Akteure agieren soll.
Die Schweiz muss jetzt handeln
Als Depositarstaat der Genfer Konventionen und Sitz zahlreicher humanitärer Organisationen hat die Schweiz eine besondere Verantwortung. Es reicht nicht, besorgt zu sein – es braucht klare Worte, konsequentes Handeln und internationale Zusammenarbeit.
Die Menschen in Gaza brauchen unsere Solidarität – jetzt.
Solidar Suisse steht ein für die Wahrung der Menschenwürde, den Schutz des Lebens und den ungehinderten Zugang zu Hilfe für alle, die sie brauchen – unabhängig von politischen Interessen.