Kambodscha: Kampf gegen Entlassungen und Festnahmen

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Rien ne va plus: Gewerkschafter*innen des Casino-Giganten NagaWorld in Phnom Penh streiken seit über einem Monat, um gegen ihre unrechtmässige Entlassung zu kämpfen. Die Regierung geht mit harter Hand vor und hat diverse Mitglieder der Gewerkschaft festgenommen. Nun verschaffen sich die mutigen Casino-Arbeiter*innen auch international Gehör.

Die Casinobranche in Kambodscha floriert. Kambodschaner*innen selbst ist das Glücksspiel verboten. Jedoch locken die Casinos insbesondere aus der chinesischen Mittelschicht eine wachsende Anzahl Kund*innen an. Denn in Festlandchina herrscht ein Glücksspielverbot. In der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh kontrolliert die Hongkonger Firma NagaCorp mit ihren NagaWorld Casinos dank einer Exklusivlizenz das Geschehen. Im Mai 2021 entliess der hochprofitable Konzern über 1300 seiner 8000 Angestellten, begründet mit einem von der Regierung verfügten Lockdown – obwohl NagaCorp im Jahr 2020 einen Gewinn von über 100 Millionen USD erwirtschaftete.  

Massenentlassungen und Festnahmen
Ein Grossteil der Entlassenen ist Mitglied bei der Gewerkschaft des Casinos – Labour Rights Supported Union of Khmer Employees of NagaWorld (LRSU). Mehrere hundert Personen akzeptierten ihre unrechtmässige Kündigung nicht und traten am 18. Dezember 2021 in einen gewaltlosen Streik ein. Dieser dauert bis heute an, obschon die kambodschanische Regierung den Streik mit harten Mitteln niederzuschlagen versucht. Anfang Januar nahm die Polizei 29 Gewerkschafter*innen, unter ihnen auch die Gewerkschaftsführerin Chhim Sithar fest. Das Vorgehen der Regierung ist brutal und die Niederschlagung des Streiks verstösst gegen das in den ILO-Konventionen festgehaltene Recht auf Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit.  

Doch die mutigen LRSU-Gewerkschafter*innen geben nicht auf. Gegen alle Widerstände führen sie ihren Streik fort und fordern vehement die Freilassung ihrer Kamerad*innen. Um ihre Forderung auch international sichtbar zu machen, haben sie sich an verschiedene Botschaften in Phnom Penh, unter anderem die französische, die kanadische, die deutsche und die Botschaft der EU gewendet. Sie fordern diese auf, bei der kambodschanischen Regierung zu intervenieren. Wichtige Unterstützung erhalten sie von der kambodschanischen NGO Central, welche auch laufend in den sozialen Medien über den Streik berichtet.

Gewerkschaftsführerin Chhim Sithar (Erste von links) wurde von zivilen Beamten festgenommen. Quelle: Central Cambodia

Die Gewerkschafter*innen fordern die Freilassung ihrer inhaftierten Kolleg*innen. Quelle: Central Cambodia

Gewerkschafterinnen gehen mit ihrer Forderung zu diversen Botschaften in Phnom Penh. Quelle. Central Cambodia

Freilassung der Gewerkschafter*innen gefordert
Auch Solidar Suisse unterstützt die Casino-Arbeiter*innen im Kampf um ihre Rechte. Zusammen mit sechs weiteren internationalen Organisationen wie dem internationalen Gewerkschaftsbund (ITUC) haben wir den kambodschanischen Premierminister Hun Sen in einem Brief aufgefordert, die gefangenen Gewerkschafterinnen freizulassen und die unrechtmässigen Anklagen fallen zu lassen. Dieselbe Forderung stellte kurz zuvor auch der ILO-Generalsekretär Guy Ryder. Eine internationale Petition des Gewerkschaftsbunds IUF fordert die sofortige Freilassung der Gewerkschafter*innen. Sammedy Seng, Projektkoordinator von Solidar Suisse in Kambodscha, sagt: „Diese internationale Unterstützung ist enorm wichtig. Es ist ein starkes Signal an die Regierung und das Unternehmen und gibt den Casino-Arbeiter*innen Aufmerksamkeit für ihre Forderungen. Dies ist zentral, da die LRSU als lokale Gewerkschaft sonst über wenig internationale Sichtbarkeit verfügt. Es zeigt, dass die internationalen Gewerkschaften die Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten in Kambodscha nicht dulden und das Geschehen sehr genau verfolgen.“

Kambodscha: Einschränkung zivilgesellschaftlicher Spielräume
Das kompromisslose Vorgehen der kambodschanischen Regierung ist ein weiteres Beispiel für die zunehmende Einschränkung zivilgesellschaftlicher Spielräume («Shrinking Space for Civil Society») durch das Regime von Hun Sen. Kambodscha steht dieses Jahr der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN vor, welche ebenfalls aufgefordert wurde, zu intervenieren. Es ist zu hoffen, dass gerade diese Rolle zu vermehrter Aufmerksamkeit auf Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen im Land führt.  

Indes sind die mutigen Gewerkschafter*innen der LRSU auch nach über einem Monat nicht bereit, gegen den scheinbar übermächtigen NagaCorp-Konzern klein beizugeben: „Klar würde jeder hier lieber gemütlich im Büro sitzen, statt unter der brennenden Sonne zu streiken. Aber wir sind alle wütend und kämpfen für unsere Rechte, für genug Reis auf dem Tisch und in unseren Bäuchen“, sagt Chhuon, eine Spielleiterin im Casino.

Unterstützung für die Casino-Mitarbeitenden

Unterzeichnen Sie die internationale Petition und fordern Sie die Freilassung der verhafteten Gewerkschaftsmitglieder.

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Kommentare

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  • Madelaine Eckerlein

    super aufschlussreicher artikel. man wüsste sonst gar nicht, was da für ungerechtigkeiten auf dem rücken der menschen ausgetragen werden!

  • V.Braun

    Ich finde alle Casinos auf Mutter Erde sollten geschlossen werden! Und bessere Arbeitsplätze und sinnvollere dafür entstehen.

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