Oxfam-Analyse: Klimaplünderung
Die Reichen heizen ein – der Rest zahlt den Preis
Die Klimakrise trifft uns alle – aber nicht alle gleich. Während Millionen Menschen im Globalen Süden schon heute ihr Zuhause, ihre Lebensgrundlage oder gar ihr Leben verlieren, profitieren wenige Superreiche weiter von einem Wirtschaftssystem, das unseren Planeten zerstört. Als Partnerorganisation von Oxfam hat Solidar Suisse die für die Schweiz berechneten Daten – und die zeigen: Die Klimakrise ist eine Ungleichheitskrise.
Wenn Reichtum das Klima zerstört
Das reichste Zehntel der Weltbevölkerung verursacht fast die Hälfte aller Emissionen. Luxusreisen mit Privatjets, Yachten oder SUVs tragen ihren Teil dazu bei – aber vor allem Investitionen in Öl, Gas und Kohle treiben die Emissionen in die Höhe. Eine Person aus dem reichsten 0,1 Prozent der Weltbevölkerung verursacht täglich über 800 kg CO₂, während ein Mensch aus der ärmsten Hälfte gerade einmal 2 kg CO₂ pro Tag ausstösst. Wenn alle so lebten wie das reichste Prozent, wäre das globale CO₂-Budget für das 1,5-Grad-Ziel in weniger als drei Monaten aufgebraucht.
Doch der eigentliche Klima-Fussabdruck der Superreichen ist noch viel grösser: Als Eigentümerinnen und Aktionäre grosser Konzerne verursachen sie zusätzlich gewaltige Mengen an Emissionen. Die Investitionen von 308 Milliardär*innen führten 2024 zu 586 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten – mehr als die gesamten Emissionen von 118 Ländern zusammen. Nahezu 60 Prozent dieser Gelder stecken in besonders klimaschädlichen Branchen wie Öl, Gas oder Bergbau.
Globale Einkommensgruppen und ihre jeweiligen konsumbezogenen Emissionen im Jahr 2023: Die ärmsten 50 % verursachten im Jahr 2023 8 % der globalen, konsumbezogenen Emissionen, während die reichsten 10 % für 48 % der Emissionen verantwortlich waren. Quelle: Oxfam
Die Schweiz: Zahlen und Verantwortung
In der Schweiz zeigt sich die globale Ungleichheit im Kleinen: hoher Wohlstand, ein einflussreicher Finanzplatz, Sitz globaler Grosskonzerne und ein entsprechend grosser CO₂-Fussabdruck.
- 82 % der Menschen in der Schweiz gehören zum reichsten Zehntel der Weltbevölkerung.
- Eine Person aus dem reichsten 0,1 % verursacht 673 kg CO₂ pro Tag, eine aus der ärmeren Hälfte 26 kg pro Tag.
- Das reichste 1 % stösst achtmal so viel CO₂ aus wie die ärmere Hälfte.
- Das reichste 0,1 % trägt 2 % zu den nationalen Emissionen bei, die ärmsten 50 % 34 %.
Die besondere Rolle von Banken
Auch der Finanzsektor spielt eine zentrale Rolle: Die 60 grössten Banken der Welt stellten zwischen 2016 und 2023 rund 7,9 Billionen US-Dollar für fossile Energien bereit. Laut Reclaim Finance und BankTrack zählen Schweizer Grossbanken zu den grössten Financiers fossiler Energien weltweit. UBS allein stellte seit dem Pariser Klimaabkommen über 211 Milliarden US-Dollar für Öl- und Gasprojekte bereit. Gemeinsam mit der ehemaligen Credit Suisse investierten Schweizer Finanzinstitute zwischen 2021 und 2022 zudem mindestens 8 Milliarden US-Dollar in neue Kohle-, Öl- und Gasvorhaben. Ein deutliches Zeichen, dass der Schweizer Finanzplatz seiner Klimaverantwortung nicht nachkommt – und mit dem Austritt aus der Net Zero Banking Alliance im März 2025 hat die UBS sich offiziell vom Ziel verabschiedet, ihre Investitionen mit dem 1,5-Grad-Ziel in Einklang zu bringen.
Macht und Einfluss
Solidar Suisse und Oxfam fordern:
- Luxus-Emissionen und Übergewinne besteuern:
Reiche und Konzerne müssen ihren fairen Anteil zahlen. Steuern auf Übergewinne und CO₂-intensive Luxusgüter wie Privatjets oder Superyachten sind überfällig. - Einfluss von Konzernen und Superreichen begrenzen:
Schutzabkommen, die Investitionen von Unternehmen im Ausland absichern sollen, dürfen keine geheimen Sonderrechte für Konzerne enthalten – und Lobbyismus braucht klare, transparente Grenzen. - Einen fairen Anteil am globalen Klimabudget leisten:
Die Schweiz muss ihre Verantwortung wahrnehmen: Beiträge zur Entwicklungs- und Klimafinanzierung ausbauen statt kürzen. Ihr Beitrag zum globalen Klimaschutz soll gleichzeitig Armut und Ungleichheit verringern. - Zivilgesellschaft im Globalen Süden stärken:
Betroffene Gemeinschaften müssen mitentscheiden können – auch mit aktiver Unterstützung der Schweiz. Nur so lassen sich nachhaltige Lösungen finden.
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