«Gleichstellung wird uns nicht geschenkt – wir müssen Widerstand leisten»
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Melanie Wirz · 0 Kommentare
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Frauen verdienen weniger, sind häufiger von Gewalt betroffen und haben weltweit mit struktureller Diskriminierung zu kämpfen. Doch was wäre, wenn echte Gleichstellung endlich Realität wäre? Zum Weltfrauentag 2025 haben wir mit SP-Nationalrätin und Solidar-Vorstandsmitglied Tamara Funiciello gesprochen: über den entscheidenden Wendepunkt auf dem Weg zur Gleichberechtigung, politische Verantwortung und warum der aktuelle Backlash gegen Frauenrechte brandgefährlich ist. Ein Gespräch über harte Fakten, notwendige Kämpfe – und die Hoffnung auf eine gerechtere Zukunft.
«Ich frage mich: In wessen Sicherheit investieren wir eigentlich?»
Der Weltfrauentag wird jedes Jahr am 8. März gefeiert – viele fragen sich: Brauchen wir ihn überhaupt noch? Was entgegnest du Menschen, die glauben, Frauen hätten längst alle Rechte?
Harte Statistiken. Wer behauptet, Frauen hätten alle Rechte, ignoriert die Realität, denn Fakt ist: In der Schweiz verdienen Frauen im Durchschnitt 43 Prozent weniger Lohn, obwohl sie stundenmässig genau so viel arbeiten wie Männer. Das ist fast die Hälfte! Diese Zahl stammt aus einer offiziellen Bundesstatistik, die durch ein Postulat von Samira Marti erfragt wurde. Wir haben die Daten, wir kennen die Fakten. Ein Beispiel: In den USA werden Crashtests nur an männlichen Standardkörpern durchgeführt, wodurch Frauen ein höheres Risiko haben, bei Autounfällen zu sterben. Solche Beispiele gibt es Hunderte. Frauen werden häufiger unterbrochen, sind unterrepräsentiert, schlechter bezahlt und erleben täglich Gewalt. Die wissenschaftlichen Fakten liegen auf dem Tisch. Man kann jetzt zwei Dinge tun: Die Wissenschaft leugnen – das ist der Weg, den die Rechten wählen. Oder das Problem lösen – das ist unser Weg.
Was muss die Schweiz unternehmen?
Es braucht höhere Frauenlöhne, die Anerkennung von unbezahlter Care-Arbeit, eine konsequente Bekämpfung von Gewalt sowie Investitionen in eine feministische Umgestaltung der Gesellschaft. Wir haben vor Jahrzehnten die rechtlichen Grundlagen für Gleichstellung geschaffen, aber nichts investiert, um sie umzusetzen. Die Istanbul Konvention verpflichtet uns zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen – doch es gibt kaum Budget dafür. Während wir Milliarden in die nationale Sicherheit – also die Armee – stecken, gibt es für Präventionskampagnen gegen Gewalt nur 1,5 Millionen Franken. Und das, obwohl in den ersten acht Wochen dieses Jahres bereits acht Femizide begangen wurden. Wir haben nicht einmal genügend Frauenhäuser in diesem Land. Da frage ich mich: In wessen Sicherheit investieren wir eigentlich?
Wir beobachten im Moment generell eine wachsende Gegenbewegung zu feministischen Errungenschaften weltweit – sei es durch Rechtspopulismus oder konservative Kräfte. Wie gefährlich ist dieser Backlash für Frauenrechte?
Er ist fatal. In den USA wird diskutiert, ob Frauen für Fehlgeburten strafrechtlich verfolgt werden können, falls sie sich «unangemessen» verhalten haben. Als unangemessenes Verhalten gilt dort etwa Reiten. Das ist das Level, auf dem wir uns befinden. Je grösser die Ungleichheit, desto mehr Gewalt gibt es.
«Wir müssen diese Welt ändern, wir müssen solidarisch sein.»
Kämpft gemeinsam mit Solidar Suisse, genau wie Tamara Funiciello:
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Melanie Wirz
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