Ukraine: Drei Jahre Krieg und Solidarität

Beitragsinformationen

Im Jahr 2022 war der Schock gross: Russlands Aggression gegen die Ukraine wurde Realität. Schnell wurde humanitäre Unterstützung organisiert, zunächst für die Geflüchteten in den Nachbarländern, dann direkt vor Ort für jene, die alles zurücklassen mussten. Drei Jahre später bleibt der Ausgang des Krieges ungewiss, die politische Lage ist angespannt. Doch eines ist sicher: Die Bevölkerung leidet weiter unter den Folgen des Konflikts, und Solidarität bleibt essenziell.

Zlatas Kampf um ein würdiges Leben

Zlata Bichuk ist eine Kämpferin. Die 23-jährige Studentin aus der Stadt Slowjansk ist mit Spina Bifida geboren, einer unheilbaren Krankheit, durch die sie auf einen Rollstuhl oder Krücken angewiesen ist. Doch das hindert sie nicht daran, Spitzensport zu treiben. 2021 wurde sie Weltmeisterin im Bankdrücken in ihrer Kategorie und erhielt den Titel «Master of Sports of Ukraine». Doch 2022 änderte sich ihr Leben schlagartig. Die grossflächige Invasion zwang ihre Familie zur Flucht. Ihr Zuhause – der Ort, an dem sie sich sicher fühlte – mussten sie hinter sich lassen. Monate voller Ungewissheit folgten: Sie schliefen bei Verwandten, bei Fremden, in provisorischen Unterkünften. Ein barrierefreies Zuhause zu finden, war nahezu unmöglich. Irgendwann waren ihre Ersparnisse aufgebraucht, und sie kehrten in das zurück, was von ihrem Haus noch übrig war. «Das Dach war beschädigt, die Fenster zerstört, überall Wasserflecken an den Wänden. Aber wir hatten keine Wahl.»

In dieser Notlage trat Solidar Suisse Ukraine gemeinsam mit der Luhansker Vereinigung der Organisationen von Menschen mit Beeinträchtigung in ihr Leben. Dank der Unterstützung konnten das Dach repariert, Fenster in Zlatas und ihrer Schwester Zimmer ersetzt und das Badezimmer barrierefrei umgebaut werden. «Früher hatten wir eine sehr hohe Badewanne. Ich musste auf Händen und Knien hineinklettern, meine Mutter musste mir helfen. Jetzt haben wir eine Dusche – das ist so viel praktischer», erzählt Zlata. Doch die Herausforderungen bleiben. Die Wände und Decken sind noch immer durch Feuchtigkeit beschädigt, nicht alle Fenster konnten ersetzt werden. «Wir sind unglaublich dankbar für die Hilfe – aber es gibt noch viel zu tun», sagt sie. 

Auch ihr Sport, ihre grösste Leidenschaft, leidet unter den Umständen. Früher trainierte sie in einem Fitnessstudio oder auf Outdoor-Sportplätzen in Slowjansk. Heute bleibt ihr nur das Wohnzimmer ihrer Familie als improvisierter Trainingsraum. «Ich muss trainieren. Es geht um meine Gesundheit, meine Kraft. Sport ist mein ganzes Leben», sagt sie entschlossen. Trotz allem gibt Zlata nicht auf. Sie träumt davon, ihr Zuhause vollständig zu renovieren, wieder einen richtigen Trainingsraum zu haben und ihre sportlichen Ziele weiterzuverfolgen. Ihre Geschichte zeigt, dass Mut und Durchhaltevermögen, gepaart mit der richtigen Unterstützung, selbst die schwersten Zeiten überstehen lassen. 

Solidar Suisse: Drei Jahre Engagement in der Ukraine 

Seit Beginn der russischen Invasion unterstützt Solidar Suisse gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen Binnenvertriebene in der Ukraine. Die humanitäre Hilfe konzentrierte sich zunächst auf vier Regionen: Transkarpatien im Westen, Winnyzja im Zentrum und Dnipropetrowsk im Osten und Kharkiv im Norden. Im Laufe der Jahre hat sich unser Handeln kontinuierlich an die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen angepasst, insbesondere an Frauen, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigung, mit Aktivitäten wie psychosozialer Betreuung, sicheren Räumen für Frauen oder der Reparatur von Wohnhäusern, die durch Luftangriffe beschädigt wurden, die Verteilung von Geldhilfen und die Evakuierung aus Kampfgebieten. Dank der Unterstützung der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und der im Dezember 2024 gesammelten Spenden konnte auch konkrete Hilfe umgesetzt werden, um den eisigen Wintertemperaturen sowie den Strom- und Heizungsabschaltungen, die durch russische Bombenangriffe verursacht wurden, entgegenzuwirken. Dazu gehörte zum Beispiel die Verteilung von Brennholz, warmer Kleidung und Schlafsäcken an Menschen und Familien, die der Kälte ausgesetzt waren. 

Trotz Krieg und Unsicherheiten in die Zukunft blicken 

Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges sind verheerend: Ganze Branchen sind zusammengebrochen, Infrastrukturen zerstört, und Investitionen bleiben aus. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei rund 64 %, da zahlreiche Unternehmen geschlossen wurden oder nicht mehr operieren können. Besonders für junge Menschen und Binnenvertriebene sind die Perspektiven begrenzt. Der Wiederaufbau der Wirtschaft wird Jahre dauern und erfordert massive internationale Unterstützung. Mehr als 1,2 Millionen ehemalige Soldaten benötigen gezielte Unterstützung für ihre Reintegration in die Gesellschaft. Frauen, die als Binnenvertriebene oft allein für ihre Familien sorgen müssen, sind besonders gefährdet – sei es durch wirtschaftliche Unsicherheit oder Gewalt. 

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt Solidar Suisse auf Partnerschaften mit lokalen Organisationen, um Schutznetzwerke aufzubauen, die psychosoziale Unterstützung, Rechtsbeistand und Schulungen bieten. Unser Programm «Cash for Protection» leistet gezielte finanzielle Hilfe für besonders gefährdete Menschen und ermöglicht ihnen, ihre unmittelbaren Bedürfnisse zu decken. Mit diesen Massnahmen stärken wir lokale NGOs und sorgen dafür, dass nachhaltiger Schutz gewährleistet wird – auch über unsere direkte Hilfe hinaus. 

Handeln Sie mit uns!

Zeigen wir gemeinsam unsere Solidarität!

Beitragsinformationen

Kommentare

0 Kommentare anzeigen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zurück nach oben