Palmöl: Ausbeutung trotz Nachhaltigkeitslabel
Für die Produktion von Palmöl werden Urwälder abgeholzt - dies ist inzwischen bekannt. Doch die miserablen Arbeitsbedingungen auf den Plantagen in Südostasien sind in der Schweiz kaum ein Thema. Ein von Solidar Suisse finanzierter Report des Asia Monitor Ressource Center (AMRC) zeigt, dass auch Firmen, die das Nachhaltigkeitslabel RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) verwenden, Arbeitsrechte systematisch missachten.
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Obwohl die ökologischen und landrechtlichen Probleme im Zusammenhang mit Palmöl auch in der Schweiz ein Thema sind, wissen wir in der Regel sehr wenig über die PlantagenarbeiterInnen im Palmölsektor. Die Arbeitsbedingungen auf den riesigen Plantagen werden im neusten Report der Solidar Partnerorganisation AMRC untersucht.
Grundlegende Arbeitsrechte werden trotz Nachhaltigkeitslabel nicht eingehalten
Die Feldstudie von AMRC in Indonesien zeigt auf, dass Arbeitsrechte auch auf Plantagen missachtet werden, die das Nachhaltigkeitslabel RSPO nutzen. So konnte auf den Plantagen Tapian Nadenggan und Mitra Karya Agroindo in der indonesischen Provinz Kalimantan (auf der Insel Borneo) nachgewiesen werden, dass grundlegende Arbeitsrechte nicht eingehalten werden. Die untersuchten Plantagen sind beide Tochterunternehmen von Sinar Mas-GAR (Golden Agri-Resources Ltd.), einem Palmölproduzent, der mit dem Nachhaltigkeitslabel RSPO operiert. Diverse Tochterfirmen des Nestlé- und des Unilever-Konzerns zählen zu den Abnehmern des Palmöls von Sinar Mas-GAR. Die Feldstudie zeigt auf, dass auch langjährige ArbeiterInnen häufig keinen korrekten Arbeitsvertrag haben und irregulär beschäftigt sind. So sind sie im Falle von Krankheit oder Unfall überhaupt nicht geschützt. Auf den Plantagen herrscht eine sehr hohe Arbeitsbelastung und Überstunden werden in manchen Fällen nicht ausbezahlt.
Mangelnde Sorgfaltsprüfung bei Sinar MAS-GAR
Die Studie von AMRC zeigt auch, dass Sinar MAS-GAR keine Due-Diligence Prozesse (Sorgfaltsprüfung) zur Identifikation und Vorbeugung von Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette hat. Die RSPO-Audits, die missbräuchliche Arbeitsverhältnisse verhindern sollten, werden von den Firmen häufig manipuliert – so auch von Sinar Mas-GAR. Die Forschungsergebnisse von AMRC zeigen, dass ein enormes finanzielles Interesse an ausbeuterischen Arbeitsbedingungen auf Palmölplantagen existiert und dass die gegenwärtige Praxis mit dem RSPO-Zertifikat keinen effektiven Schutz der ArbeiterInnen bringt.
RSPO-Label muss verbessert werden
Bis jetzt sträubt sich besonders die indonesische und malaysische Palmöl-Lobby innerhalb des RSPO gegen die Berücksichtigung von Arbeitsrechten. Doch seit einigen Jahren gibt es eine Gruppe von innovativen Unternehmen und NGOs innerhalb des RSPO, welche auf Verbesserungen des Standards hinarbeiten: Die Palm Oil Innovation Group (POIG). Solidar Suisse fordert von den schweizerischen Palmöl-Importeuren und Verarbeitern, dass diese Bemühungen aktiv unterstützt werden. RSPO soll nicht nur für einen besseren Schutz der Umwelt, sondern auch für die konsequente Einhaltung der Arbeitsrechte auf den Plantagen und in den Ölmühlen stehen.
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