In El Salvador werden Frauen immer noch als minderwertig und untergeordnet angesehen. Sieben von zehn Frauen sind sexueller oder körperlicher Gewalt ausgesetzt, und alle 5,2 Tage wird eine Frau von einem Mann getötet. Die allgegenwärtige Gewalt vergiftet ihren Alltag.

Den Kreislauf der Gewalt durchbrechen

Die «Sección de atención integral a víctimas» in Chalatenango ist ein Zufluchtsort für Frauen und Mädchen aus der Region, die Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt geworden sind. Die Polizistin Yolanda Molina* sorgt für die Sicherheit des Zentrums und stellt den ersten Kontakt mit den Frauen her, die Unterstützung suchen: «Jeden Monat erhalten wir zwischen 22 und 25 Hilferufe. Die meisten kommen von Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind», erzählt sie. «Als Frauen sind wir nirgendwo sicher und unsere Angreifer sind oft die Menschen, mit denen wir jeden Tag zu tun haben. Die Opfer sind mehrheitlich zwischen 18 und 35 Jahre alt, viele haben sehr früh Kinder bekommen, sind wenig gebildet und wissen nicht, wie sie aus dem Kreislauf der Gewalt ausbrechen können.»
Das Zentrum bietet Frauen, die Gewalt und Missbrauch erlebt haben, medizinische Versorgung und psychologische Unterstützung. Ausserdem sollen sie die Möglichkeit haben, sich rechtlich zu wehren. Sie erhalten rechtlichen Beistand und Beratung, denn es erfordert viel Mut, eine Anzeige gegen die Angreifer zu erstatten – sowohl von den Betroffenen als auch von denjenigen, die sie begleiten. «Wenn wir ein Opfer zu seiner Anhörung begleiten, werden wir oft als Männerhasserinnen und hysterische Feministinnen bezeichnet», berichtet die Leiterin des Zentrums, Ana Amaya*. «Nicht selten werden wir auch von den Tätern attackiert. Es ist mir schon passiert, dass ich einem Angreifer gegenüberstand, der mich und das Opfer beschimpfte, selbst wenn die Kinder anwesend waren. Bei Gerichtsverhandlungen muss die Polizei regelmässig eingreifen, um Ausschreitungen zu verhindern.»