Auf die Katastrophe folgt die Krise

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Wenn eine Naturkatastrophe zuschlägt, benötigen die Menschen sofortige Überlebenshilfe. Doch um sich wieder eine Existenz aufzubauen, braucht es mehr. Das zeigt unsere Arbeit in Sulawesi.

Im Februar 2020 bot sich mir in Sulawesi ein eindrücklicher Anblick: Zahlreiche Geschäfte von Kleinstunternehmer*innen waren dank der Unterstützung von Solidar Suisse und der lokalen Partnerorganisation von Solidar Suisse wieder geöffnet. Obwohl ihnen das verheerende Erdbeben und der darauffolgende Tsunami im September 2018 beinahe alles genommen hatten, waren sie glücklich, weil sie endlich wieder eigenständig ein Einkommen für sich und ihre Familie erwirtschaften konnten. Der Weg dahin war nicht einfach gewesen, denn neben der Zerstörung hatten sie auch damit zu kämpfen, dass die Wirtschaft in Zentral Sulawesi infolge der Naturkatastrophe einbrach und die Menschen kaum Geld hatten, um etwas zu kaufen. Doch davon liessen sich die Kleinstunternehmer*innen – mehrheitlich Frauen – nicht entmutigen und steckten viel Herzblut in die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeiten.  

Auf die Wiedereröffnung folgte der Lockdown 

Ich war gespannt, welcher Fortschritt sich bei meinem nächsten Besuch zeigen würde. Doch es kam ganz anders. Nur kurze Zeit später wurde auch Indonesien von der Corona-Pandemie heimgesucht. Mittlerweile zählt das Land die meisten Fälle in Südostasien und steht weltweit auf dem 13. Platz der Fallzahlen. Die Insel Sulawesi war weniger stark betroffen als die Hauptinsel Java, aber die verhängten Restriktionen waren für die frisch wiedereröffneten Geschäfte ein herber Rückschlag. Auch für die Umsetzung der Projekte war ein Umdenken nötig. Wenn immer möglich, wurden Projektaktivitäten virtuell durchgeführt, um Kontakte zu vermeiden. Doch die abgelegenen Dörfer verfügen kaum über Internet. Dort wurden Trainings zu Berufsbildung und Unternehmensführung in kleinen Gruppen durchgeführt und sichergestellt, dass die Vorschriften stets eingehalten werden. Dank den engagierten Projektmitarbeiter*innen vor Ort konnten die nun mehrfach gebeutelten Menschen weiterhin unterstützt werden. Aber überstanden ist die Krise leider noch lange nicht.  

Soforthilfe allein genügt nicht 

Die aktuelle Lage zeigt eindrücklich, dass eine Katastrophe mit Soforthilfe allein noch lange nicht überstanden ist. Um ihre Existenzgrundlagen längerfristig wiederherzustellen, brauchen viele Betroffene externe Unterstützung. Insbesondere die schwächsten Gruppen der Gesellschaft müssen gestärkt werden, um künftige Krisen zu bewältigen. Deshalb entwickeln wir Projekte, welche die Menschen gemäss ihren spezifischen Bedürfnissen dabei unterstützen, die Herausforderungen zu meistern, ihre Potenziale auszuschöpfen und Rückschlägen standzuhalten. Unter den gegenwärtigen Umständen ist das kein einfaches Ziel. Doch unser Team vor Ort bleibt unermüdlich dran, sodass ich hoffe, bei meinem nächsten Besuch trotz aller Widrigkeiten wieder Menschen anzutreffen, die sich über ihre mit Hingabe wiederaufgebauten Geschäfte freuen können und deren Existenz nachhaltig gesichert ist.  

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