Rohingyas: Sackgasse in Bangladesch

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Die Rohingya-Krise entwickelt sich zu einer langwierigen und vergessenen Krise: Nach fünf Jahren Vertreibung durch das Militär in Myanmar befinden sich noch immer über eine Million Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch, ohne dass eine Lösung in Sicht ist, schreibt Sabrina Mayoufi Riedweg, Programmverantwortliche Humanitäre Hilfe von Solidar Suisse.

Fast eine Millionen Menschen leben unter harten Bedingungen im überfüllten Rohingya Flüchtlingslager in der Region Cox’s Bazar. Wie in Freiluftgefängnissen. Denn seit um alle 34 Teile des Lagers Stacheldrahtzäune errichtet wurden, wurde den Menschen dort auch die Sicht auf Hoffnung und Zukunft verwehrt. Mein kürzlicher Besuch in Bangladesch zeigt, dass die Grundbedürfnisse der Geflüchteten noch immer kaum gedeckt werden. Obwohl sich die Situation der Rohingya-Flüchtlinge seit fünf Jahren kaum verbessert, haben sich bereits einige NGOs aus Bangladesch zurückgezogen – einige auch, weil sie von den Behörden gezwungen wurden. Die Behörden erschweren es den NGO immer mehr, ihre Projekte durchzuführen, die Regierung lässt immer noch keine länger als ein Jahr dauernden Pläne zu, weil es ihr Ziel ist, dass die Flüchtlinge nach Myanmar zurückkehren. Bereits vor dem Ukraine-Krieg sind die Mittel der Donor um fast 30 Prozent zurückgegangen. Doch die Rohingya-Krise darf nicht vergessen werden.

Was tut Solidar Suisse

Solidar Suisse beschäftigt sich weiterhin mit dem Elend in den Rohingya-Lagern und ist aktuell mit Partnerorganisationen vor Ort in vier Projekte involviert. Das von unserem Partner YPSA durchgeführte Schutzprojekt hilft beim Aufbau eines sichereren Lebensumfelds in Cox’s Bazar, Ukhiya Upazilla (Camp 14). Die Unterkünfte müssen ständig, mindestens aber einmal jährlich, erneuert werden, da die Planen und Bambusrahmen durch das Wetter oft beschädigt sind. Die unterstützenden Organisationen sind jetzt bei ihrer dritten technischen temporären Konstruktion von Unterkünften, da wir nicht über permanente oder auch nur halb-permanente Unterkünfte sprechen können, weil die Geflüchteten eigentlich nicht langfristig in den Lagern bleiben sollen.

Das von unserem Partner GUK durchgeführte Projekt zur Sicherung des Lebensunterhalts umfasst landwirtschaftliche und ausserlandwirtschaftliche Aktivitäten für die Flüchtlinge in den Lagern und die Aufnahmegemeinschaften in den Dörfern rund um die Lager. Sie erhalten beispielsweise Saatgut, Setzlinge und Werkzeuge und eine Schulung, um landwirtschaftliche Kenntnisse zu erlangen und Praktiken zu erlernen, damit sie für sich selbst ein Einkommen generieren können. Auch hier, obwohl das Projekt vor einigen Monaten, zu Ende ging und obwohl gerade Trockenzeit ist, können wir immer noch sehen, wie sich die Begünstigten engagieren und die Ergebnisse ihrer Produktionsaktivitäten ernten.

In unseren Projekten werden unter anderem Samen verteilt, damit die Menschen selbst Gemüse und Obst anpflanzen können.

In spezifischen Trainings und Schulungen wird den Geflüchteten gezeigt, wie sie Anbauen können.

Ein Begünstigter von Massnahmen zur Sicherung des Lebensunterhalts erhielt Material und Schulungen, um als Frisör arbeiten zu können.

In den Projekten wird ständig an der Verbesserung der Lebensbedingungen gearbeitet.

Ein weiteres Projekt, das Covid-19-Wiederaufbauprojekt in Cox’s Bazar läuft noch bis Ende Mai 2022. Während des Besuchs vor Ort konnte ich mich von dem unglaublichen Nutzen und der Wirkung der CCT- (Conditional Cash Transfer) und UCCT- (Unconditional Cash Transfer) Projektaktivitäten in den Aufnahmegemeinden und der Covid-Impfregistrierungs- und Sensibilisierungskampagne überzeugen. Solidar evaluiert regelmäßig die Ergebnisse und Auswirkungen seiner Projekte und Aktivitäten, daher wurde eine Bewertung mittels einer quantitativen Umfrage bei einer repräsentativen Stichprobe von Begünstigten durchgeführt, die von den Modalitäten der Geldtransferhilfe profitieren. Im August und Anfang September 2021 wurden die Ergebnisse erneut mit dem Projektteam und den Vertretern der Begünstigten im Rahmen von Gruppendiskussionen und Feldbeobachtungen bewertet.

Brandbekämpfungsprojekt mit GUK

In allen 34 Lagern in Cox’s Bazar besteht ein hohes Brandrisiko, da die Unterkünfte aus Baumaterialien wie Bambus, Plastik und Planen bestehen, Gasflaschen zum Kochen verwendet werden und das Kochen im Freien historisch bedingt ist. Erst im Januar 2022 wüteten im Lager zwei verheerende Brände, die Hunderte von Unterkünften zerstört hatten. Daher konzentriert sich das Solidar-Brandschutzprojekt auf aktive und passive Brandschutzstrategien. Das Projekt erreicht 200 von Bränden betroffene Haushalte, indem es lebenswichtige Hilfe leistet, Kapazitäten für die Rohingya-Bevölkerung und die örtlichen Feuerwehren, Freiwillige und Notfallhelfer/Stakeholder aufbaut, die in den meisten Fällen auf Notrufbasis arbeiten. Das Projekt zielt auch darauf ab, das Bewusstsein und die Fähigkeit der Gemeinschaft zur Vorbeugung und Bewältigung künftiger Vorfälle zu verbessern. Im Rahmen des Projekts werden die Kapazitäten von 50 Freiwilligen vor Ort ausgebaut, die breite Bevölkerung (mindestens 1700 Haushalte) über grundlegende Brandschutzmaßnahmen aufgeklärt, Frühwarnsysteme gestärkt, Brandschutzmaßnahmen (Lehmverputz um Kochstellen für 1700 Haushalte) eingeführt und 1700 Haushalte mit Feuerlöschern und anderen Materialien ausgestattet.

Viel wurde bereits unternommen, aber die 920’000 Menschen stecken dort fest – also müssen wir einen Weg finden, ihnen Schutz, Hoffnung und bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen.

Diese Projekte konnten von uns umgesetzt werden, weil unter anderem die Deza – die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit – finanziell mitwirkt.

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