Black Friday: Der hohe Preis der Rabattschlachten
Auch 2024 kämpft Solidar Suisse gegen die zerstörerischen Auswirkungen von Preisdrückereien wie dem Black Friday.
Black Friday steht für den exzessiven Konsum unserer Gesellschaft. Rabatte und Lockangebote verführen zum Kauf weit über den tatsächlichen Bedarf hinaus. Doch hinter dem Konsumrausch steckt ein System, das Umwelt und soziale Gerechtigkeit weltweit belastet: Der Preisdruck wird entlang der Lieferketten weitergegeben und trifft die Menschen am Anfang am härtesten. Solidar Suisse fordert seit Jahren eine Abkehr von dieser destruktiven Konsumlogik – hin zu mehr sozialer und ökologischer Verantwortung.
Steigende Lebenshaltungskosten und wirtschaftliche Unsicherheiten führen dazu, dass immer mehr Menschen auf Rabatte angewiesen sind oder gezielt darauf warten. Gleichzeitig bleibt der Black Friday ein Motor des Überkonsums. Die vermeintlichen Schnäppchen und Rabatte animieren zu unnötigen Käufen. 2023 wurden am Black Friday in der Schweiz 490 Millionen Franken Umsatz erzeugt. Für dieses Jahr wird laut einer Umfrage von Salesforce Schweiz und der Prognose von “Black Friday Deals Schweiz” zwar ein Rückgang erwartet. An den Mechanismen ändert sich deswegen aber nichts: Die Leidtragenden sind Umwelt und Arbeiter*innen, die unsere Produkte unter teils ausbeuterischen Bedingungen herstellen.
Produktionsdruck und prekäre Bedingungen
Seit 2021 sensibilisiert Solidar Suisse die Öffentlichkeit für die Verbindungen zwischen exzessivem Konsum und schlechten Arbeitsbedingungen im globalen Süden. Bereits vor drei Jahren richteten wir einen dringenden Appell an den Schweizer Detailhandelsverband und sammelten in kürzester Zeit fast 30’000 Unterschriften. Diese starke Resonanz zeigt das wachsende Bewusstsein in der Bevölkerung und die Unterstützung unserer Anliegen.
2023 verstärkten wir unseren Einsatz mit einem Bericht, der die Elektronikbranche unter die Lupe nahm. Der Report zeigte eindrücklich auf, wie stark der Produktionsdruck im Vorfeld von Verkaufsevents wie dem Black Friday steigt. In vielen Produktionsstätten müssen Arbeiter*innen 14 Stunden täglich arbeiten, oft wochenlang ohne freien Tag. Trotz des enormen Einsatzes werden sie meist schlecht bezahlt – und nach der Hochphase entlassen.
Was hat sich verändert?
Die Studie von Solidar Suisse offenbart auch, dass viele Schweizer Elektronikhändler wenig Verantwortung für die Arbeitsbedingungen in ihren Lieferketten übernehmen. Es fehlt an Transparenz und der Umsetzung sozialer Standards. Ein Blick auf die Unternehmen zeigt: Ein Jahr später hat sich wenig geändert. Die meisten Händler haben keine umfassenden Massnahmen ergriffen, um die Bedingungen in ihren Lieferketten zu verbessern. Die fehlende Transparenz erschwert es den Konsumentinnen und Konsumenten, informierte Entscheidungen zu treffen.
Unternehmen wie Interdiscount, Digitec-Galaxus, Fust, Mediamarkt oder Manor haben zwar teilweise umfassende Richtlinien für ihre Lieferanten, es ist aber nach wie vor kaum etwas darüber zu erfahren, wie sie die Umsetzung dieser entlang der Lieferkette sicherstellen. Die Competec-Gruppe, zu der auch Brack gehört, hat zwar – wie bei der Untersuchung von Solidar Suisse 2023 angekündigt – neu einen Verhaltenskodex veröffentlicht, doch dieser reicht bei weitem nicht aus, um gute Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Lieferkette zu gewährleisten. Der Kodex bezieht sich nur auf direkte Zulieferer und erwähnt wichtige Themen wie Existenzlohn, Versammlungs- und Gewerkschaftsfreit und extreme Überstunden nicht. Für Konsument*innen bleibt es daher weiterhin schwierig, Informationen über den Produktionsort und Bedingungen eines Smartphones oder Computers zu erhalten.
Unsere Forderungen: Gemeinsam gegen die Folgen des Überkonsums
Solidar Suisse ruft alle Akteur*innen zum Handeln auf, um die sozialen und ökologischen Kosten des Überkonsums zu reduzieren.
An Konsument*innen: Treffen Sie bewusste Entscheidungen! Fragen Sie sich vor jedem Kauf, ob das Produkt wirklich notwendig ist und wie es produziert wurde. Unsere nützlichen Tipps und Alternativen für elektronische Geräte finden Sie hier.
An die Detailhändler: Rabattschlachten dürfen nicht zu Lasten der Arbeiter*innen in Produktionsländern ausgetragen werden. Die Elektronikmarken müssen stärker in die Pflicht genommen und transparente Lieferketten zu einem zentralen Kriterium für die Aufnahme der Produkte ins Sortiment gemacht werden.
In der Politik: Solidar Suisse fordert verbindliche Sorgfaltspflichten für Unternehmen, damit Unternehmen Massnahmen zur Respektierung der Menschenrechte entlang ihrer Lieferkette treffen. Als Teil der Koalition für Konzernverantwortung unterstützen wir die KVI 2.0- Initiative für ein umfassendes Konzernverantwortungsgesetz, das sich an der entsprechenden EU- Konzernverantwortungsrichtlinie orientiert.