Die weltweite Bewegung hin zu einer nachhaltigen Zukunft erhöht die Nachfrage nach wichtigen Mineralien wie Kupfer, Lithium und Nickel, die für die Energiewende unerlässlich sind. Die gestiegene Nachfrage nach den Mineralien führt zu einer wichtigen Diskussion: Wie können wir wirtschaftliche Bedürfnisse mit ökologischer und sozialer Verantwortung in Einklang bringen? Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen und bis 2050 Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen, werden etwa drei Milliarden Tonnen Mineralien und Metalle benötigt. Dafür braucht es Investitionen im globalen Bergbau von geschätzten 1,7 Billionen Dollar. Diese Summe zeigt die wichtige Rolle, die der Sektor für den wirtschaftlichen Fortschritt spielt, insbesondere in armen Ländern mit reichen Mineralvorkommen. Allerdings kämpft die Branche oft mit sozialen und politischen Herausforderungen angesichts der steigenden Nachfrage.

Nickel als zentraler Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge veranschaulicht diese Herausforderungen und Risiken: Die weltweite Nachfrage nach Nickel allein wird voraussichtlich von 2,5 Millionen auf 3,4 Millionen Tonnen steigen, da es ein zentraler Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge ist. Das Angebot wird die Nachfrage nicht decken können, was zu einer wachsenden Lücke zwischen Angebot und Nachfrage führt. Deshalb müssen neue Vorkommen erschlossen werden, und der Wettbewerb um Nickelressourcen verschärft sich. Als weltgrösster Nickelproduzent spielt Indonesien eine wichtige Rolle und hat sich im Bereich der Batterien für Elektrofahrzeuge (EVs) strategisch als bedeutender Akteur auf dem globalen Nickelmarkt positioniert. Mit seinen grossen Reserven und einer Regierung, die das Potenzial des Sektors maximieren möchte, wird die indonesische Nickelindustrie eine Schlüsselrolle beim globalen Übergang zu erneuerbarer Energie spielen.

Abhängigkeit von internationalen partnern

Indonesiens Streben nach wichtigen Mineralien bedeutet allerdings auch, dass die Spannungen mit internationalen Handelspartnern, die auf einen freien Zugang zu Indonesiens Rohstoffen angewiesen sind, wachsen. Ein bedeutendes Beispiel dafür ist die Beziehung zur EU. Das EU-Gesetz über kritische Rohstoffe (CRMA), das im März 2023 in Kraft getreten ist, spielt eine entscheidende Rolle für die Erreichung der Klima- und Digitalisierungsziele der EU bis 2030. Es zielt darauf ab, für den Import von Mineralien wie Lithium, Kobalt und Nickel nicht nur von wenigen Ländern abhängig zu sein, die heimische Produktion und das Recycling zu fördern und so die strategische Autonomie der EU zu stärken. Diese Massnahmen wirken sich auch auf den Handel mit Indonesien aus.

Die rasche Expansion des indonesischen Nickelbergbaus hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Arbeiter*innen und ihre Gemeinden. Umweltzerstörung, Abholzung und Verschmutzung durch giftige Abfälle sowie die Abhängigkeit von Kohle für Schmelzanlagen beeinträchtigen die Gesundheit der Menschen und haben gefährliche Arbeitsbedingungen zur Folge. Die arbeitsintensive Natur der Industrie und die steigende Nachfrage führen zu ausbeuterischen Arbeitsbedingungen: Die Arbeitszeiten sind lang und die Sicherheitsmassnahmen unzureichend. Durch ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von diesem instabilen Sektor sind die Lebensgrundlagen der Arbeiter*innen und ihrer Gemeinschaften ausserdem den globalen Marktschwankungen ausgesetzt.

Um eine gerechte Transition in Indonesien zu fördern und das Wohl der Arbeiter*innen und ihrer Gemeinschaften angesichts dieser Herausforderungen zu gewährleisten, ist ein kollaborativer Ansatz erforderlich. Er umfasst internationale Zusammenarbeit, staatliche Regulierung, das Engagement der Industrie für faire Praktiken und aktive Gemeinschaftsbeteiligung. Die Ressourcengewinnung für die Energiewende muss auf sozial gerechte und umweltfreundliche Weise geschehen. Dies erfordert eine tiefere Reflexion der Muster des «Extraktivismus», denn die explodierende weltweite Nachfrage nach Nickel hat dazu geführt, dass die Nickelindustrie die Rechte der Arbeiter*innen missachten, während sie selbst so verletzlich sind, dass sie keine andere Wahl haben, als die Ausbeutung zu ertragen.

Empfehlungen von Inkrispena

Inkrispena ist eine forschungsbasierte Organisation, die auf die Entwicklung, Stärkung und Förderung der politischen Führung von Arbeiterinnen und Arbeitern hinarbeitet. Inkrispena hat massgeblich an der Erarbeitung der Studie mitgewirkt und Forderungen für den Schutz der Arbeiter*innen in der Nickelindustrie gestellt:

Regionale Forderungen

1. Rechte von Wanderarbeiter*innenn schützen: Die Rechte aller Wanderarbeiter*innen schützen und faire Arbeitspraktiken sicherstellen.
2. Nationale Wirtschaftsstrategien: Mit staatlich kontrollierten Strategien zur Verwaltung der Nickelwirtschaft umsetzen eine nachhaltige regionale Entwicklung fördern.

Nationale Forderungen

1. Sicherheits- und Umweltstandards verbessern: Bessere Sicherheitsprotokolle, strenge Umweltstandards und Dialoge mit Betroffenen umsetzen.
2. Politische Kohärenz: Inkonsequenzen in nationalen Gesetzen wie dem Omnibus-Gesetz angehen, um soziale und ökologische Risiken zu minimieren.
3. Diversifizierung und Stabilisierung der Industrie: Forschung und Entwicklung für alternative Nickelverwendungen und Widerstandsfähigkeit gegen Marktschwankungen fördern.
4. Debatten über gerechte Übergänge und Mineralgerechtigkeit fördern: Öffentliche und akademische Diskussionen unterstützen und diese Konzepte in die Politik integrieren.

Internationale Forderungen

1. Handelspolitik und Investitionen: Die EU sollte Investitionen und die Diversifizierung der Lieferketten fördern sowie den Zugang zu erneuerbaren Technologien erleichtern.
2. Just Transition: Die EU sollte nachhaltige Entwicklung und gerechte Ressourcennutzung in Zusammenarbeit mit Ländern mit geringem Einkommen wie Indonesien fördern.
3. Kapazitätsentwicklung: Technische Unterstützung, Schulungsprogramme und Wissensaustausch, um technologische Fortschritte und der Einhaltung von Umwelt- und Arbeitsstandards in Indonesien zu fördern.