Moderne Sklaverei in Ziegelfabriken

Kein Mindestlohn, keine Krankenversicherung und Schulden bei den Arbeitgebenden: In Kambodscha sind Tausende Frauen, Männer und Kinder Schuldknechtschaft in der Ziegelindustrie ausgesetzt.

Sammedy Seng, Projektkoordinator Kambodscha

Ke Rin ist vor mehr als 20 Jahren mit ihrer Familie der ländlichen Armut entflohen. Für den Umzug verschuldete sie sich beim Besitzer einer Ziegelbrennerei, der ihr Arbeit versprochen hatte. Seither arbeitet die ganze Familie für diesen Mann und lebt in einer maroden Unterkunft, die er zur Verfügung stellt. Die Kinder von Ke Rin haben nie die Schule besucht, und wegen der Verschuldung, die sich über Generationen weitervererbt, können sie die Ziegelfabrik nicht verlassen. Denn die Löhne sind zu tief, als dass die Familie ihre Schulden je hätte abzahlen können.

Ke Rinn und ihre Familie können die Ziegelfabrik wegen der Schulden beim Arbeitgeber nicht verlassen.

Mächtige Interessen

Diese Form der modernen Sklaverei hält sich in Kambodscha hartnäckig, denn viele Ziegeleibetreiber sind hohe Beamte der Regierung. Sie versuchen, die Arbeit der Gewerkschaft BWTUC zu hintertreiben, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Ziegelarbeiter*innen einsetzt. Letztes Jahr wurde die Solidar-Partnerorganisation in der Ziegelfabrik Yeat Lai daran gehindert, das Areal überhaupt zu betreten. Über eine Arbeiterin gelang der Kontakt trotzdem, und die Angestellten begannen sich am Essensstand zu treffen, um über lange Arbeitszeiten, fehlende Freitage, schmutzige Toiletten, tiefe Löhne und Schuldentilgung zu sprechen.

Erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit

Die BWTUC schult die Arbeiter*innen, damit sie mit den Arbeitgebenden über die Senkung der Schuldzinsen und der monatlichen Schuldentilgung verhandeln können. Ausserdem setzt sie sich dafür ein, dass die Regierung Fragen wie Arbeitsschutz, Schuldknechtschaft, Kinderarbeit und Vereinigungsfreiheit angeht und Arbeitgeber*innen bestraft, die ihre Angestellten nicht krankenversichern. Als der Besitzer von Yeat Lai von der laufenden gewerkschaftlichen Organisierung erfuhr, drohte er mit Entlassungen und Zwangsschuldentilgung. Trotz Angst vor Repressalien gründeten die Arbeiter*innen eine Gewerkschaft. Bis anhin wurde niemand entlassen.

Unser Magazin Soli

Millionen Menschen sind in Zwangsarbeit oder Zwangsehen gefangen – speziell gefährdet sind Frauen, Migrant*innen und Kinder. Die heutige Sklaverei basiert auf historischen Ungleichheiten und Diskriminierungen und kommt weltweit vor. Am meisten Zwangsarbeiter*innen leben jedoch in Asien – von den jeweiligen Regierungen gerne ignoriert. Auch viele unserer Konsumgüter werden unter sklavenähnlichen Bedingungen hergestellt. Solidar Suisse setzt sich gegen Ausbeutung und für die Rechte der Betroffenen ein.

Erfahren Sie mehr dazu in der neuen Soli zu moderner Sklaverei!

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