Palmöl: Gefangen in Armut

Ob Schokolade, Fertigteig, Kosmetika oder Waschmittel: Palmöl steckt in über 60 Prozent der Produkte, die wir täglich nutzen. Längst ist klar, dass der globale Palmöl-Boom einen hohen Preis für Mensch und Umwelt hat.  Der Palmölreport 2025 von Solidar Suisse beleuchtet eine besonders unschöne Facette der Palmölindustrie: die Armutslöhne der Plantagenarbeiter*innen.

Erste transparente Studie zu Existenzlöhnen im Palmölsektor

Zum Report

Akkordarbeit zum Hungerlohn

Gefangen in der Illegalität

Auf den Palmölplantagen von Sabah arbeiten hauptsächlich Arbeitsmigrant*innen aus Indonesien, den Philippinen oder Bangladesch. Ein Grossteil von ihnen ist undokumentiert, besitzt also keine gültigen Aufenthaltspapiere oder eine Arbeitsbewilligung. Diese Menschen befinden sich in einer besonders vulnerablen Situation: Sie leben mit dem ständigen Risiko, bei einer der regelmässig stattfindenden Razzien aufgegriffen zu werden und in einem der Abschiebezentren zu landen, wo menschenunwürdige Bedingungen herrschen. Da undokumentierte Arbeiter*innen und ihre Familien vom staatlichen Gesundheits- und Bildungssystem ausgeschlossen sind, drücken auch diese Kosten auf das Budget. Bereits 2019 zeigte ein Report von Solidar Suisse zudem die weite Verbreitung von Zwangs- und Kinderarbeit auf den Palmölpantagen von Sabah auf.

Arbeiten bis zur Erschöpfung: Ohne Schutz und ohne Rechte

Die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen sind extrem hart und teils sehr gefährlich. Während Männer meist in der Ernte arbeiten und die bis zu 23 Kilogramm schweren Fruchtbüschel tragen, sind Frauen vorwiegend mit dem Düngen und Sprühen von Pestiziden beschäftigt, wo sie gefährlichen Chemikalien ausgesetzt sind. Doch trotz des hohen Risikos fehlt es oftmals an angemessenem Schutz: Diverse Plantagen stellen den Arbeiter*innen nur dann die entsprechende Schutzausrüstung wie z.B. Helme oder Schuhe zur Verfügung, wenn eine Inspektion angekündigt ist. Immer wieder kommt es zu Unfällen.

Nestlé und Barry Callebaut: Alles andere als nachhaltig

Es braucht systematische Veränderungen

Ein existenzsichernder Lohn ist ein Menschenrecht. Auf den Plantagen in Sabah aber bleiben die Beschäftigten in einer Spirale von Armut, Illegalität und Perspektivenlosigkeit gefangen. Für eine echte Verbesserung braucht es Veränderungen auf verschiedenen Ebenen, insbesondere auch in Malaysia. Jedoch tragen auch Schweizer Unternehmen sowie die Schweizer Politik eine Verantwortung und sind aufgefordert, mehr zu tun.

Unser Appell an Nestlé, Barry Callebaut und weitere Firmen, die Palmöl aus Sabah beziehen

  • Existenzsichernde Löhne gewährleisten
    Konzerne müssen ihre Einkaufspolitik so gestalten, dass Plantagenbetreibende ihren Arbeiter*innen existenzsichernde Löhne bezahlen können.
  • Erhöhte Lieferkettentransparenz
    Firmen, die Palmöl verarbeiten, müssen regelmässig eine Lieferantenliste veröffentlichten, inklusive Angaben zu den Plantagen. Nur so können Verstösse effektiv zugeordnet und geahndet werden.
  • Konsequente menschenrechtliche Sorgfaltsprüfung
    Gerade Arbeitsmigrant*innen sind dem Risiko von Zwangsarbeit ausgeliefert. Abnehmer*innen von Palmöl müssen zwingend sicherstellen, dass die Menschenrechte in ihrer Palmöl-Lieferkette eingehalten werden.

Unser Appell an die Schweizer Politik

  • Strengere Importstandards
    Bei einem allfälligen Freihandelsabkommen mit Malaysia dürfen zollrechtliche Vorteile nur für wirklich nachhaltiges Palmöl gewährt werden. Der RSPO Standard ist dafür nicht ausreichend.
  • Konzernverantwortungsgesetz
    Auch die Schweiz benötigt ein umfassendes Konzernverantwortungsgesetz, welches Unternehmen zur Respektierung der Menschenrechte und der Umwelt entlang der Lieferkette verpflichtet.

Das können Sie tun

Ein bewusster Palmölkonsum ist zwar schwierig umzusetzen und auch ein Boykott hilft Arbeiter*innen auf den Plantagen wenig. Trotzdem haben auch Sie die Möglichkeit, etwas zur Veränderung beizutragen:

  • Als Konsument*in
    Setzen Sie auf regionale und biologische Produkte, denn diese enthalten meist weniger Palmöl.
  • Als Bürger*in
    Wählen Sie Politiker*innen, die sich für soziale und ökologische Verantwortung von Unternehmen einsetzen. Stimmen Sie bei entsprechenden Vorlagen zugunsten fairer Arbeitsbedingungen.
  • Als Unterstützer*in
    Solidar arbeitet mit Partnerorganisationen zusammen, die sich vor Ort für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf Palmölplantagen engagieren. Mit einer Spende können Sie diese wichtige Arbeit unterstützen.
  • Als Multiplikator*in
    Veränderung startet dort, wo ein Umdenken stattfindet. Zögern Sie also nicht und teilen Sie diesen Bericht mit ihrem Umfeld. Herzlichen Dank!

Palmöl Report 2025

Lesen sie den neuen Palmöl Report und erfahren Sie mehr über die Arbeitsbedingungen auf den Palmölplantagen in Sabah. Der Report zeigt zudem, wie viel Arbeiter*innen für ein menschenwürdiges Leben verdienen müssten und wie weit ihr tatsächliches Einkommen davon entfernt ist.

Ganzen Report lesen (PDF)

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