Mabast Salah war elf Jahre alt, als er 2016 mit seiner Familie aus Syrien flüchtete. Sein Vater war damals Angehöriger der syrischen Armee. Die fünf Jahre dauernde Flucht führte die Familie über Kurdistan und die Türkei nach Griechenland, wo Mabast Salah drei Jahre in einem Restaurant als Tellerwäscher arbeitete. Dann entschieden sie sich, weiterzuziehen, und gelangten über Mazedonien und Serbien nach Bosnien und Herzegowina.

Schwierige Situation für Geflüchtete in Bosnien
Hier lebt Mabast mit seinen drei Geschwistern und seinen Eltern nun im Aufnahmezentrum Borici in Bihac. «Ich komme täglich zum ‘Social Corner’, weil es hier Bücher, Spiele und Sportgeräte gibt. Ich kann neue Dinge lernen oder einfach mit jemandem reden.» Der «Social Corner» ist ein Angebot der Solidar-Partnerorganisation Žene sa Une (Frauen von Una) für die Menschen, die in den Aufnahmezentren im Westen Bosniens gestrandet sind. Die Geflüchteten haben ihre Heimat wegen Krieg oder grosser wirtschaftlicher Not verlassen und hoffen auf ein besseres Leben in der EU. Doch nur wenige schaffen den Grenzübertritt nach Kroatien.

Auch die 24-jährige Hazal Shukri hat eine lange Flucht hinter sich. Wegen politischer Probleme war sie mit ihrer Tochter und ihrem Ehemann aus dem Iran geflohen. Nach Stationen in der Türkei und in Griechenland, wo sie eine zweite Tochter gebar, kamen sie in Bosnien an. Hier wurde Hazal Shukri wieder schwanger, doch ihr Ehemann zwang sie zur Abtreibung. Als die Beziehung immer schwieriger wurde, trennte sie sich von ihm und blieb mit ihren zwei Töchtern alleine in Bosnien zurück. Jeden Tag besucht sie die Workshops der Frauen von Una: «Hier finde ich meinen Frieden, vor allem wenn wir unsere Geschichten auf Kleider nähen», erzählt sie.

Schutz und Beratung für Traumatisierte und Gutscheine für Geflüchtete ohne Unterkunft
Aktuell betreiben die bosnischen Behörden in Bihac zwei Aufnahmezentren. Das in der Stadt gelegene Lager Borici bietet Unterkunft und Verpflegung für Familien, Frauen und unbegleitete Kinder und Jugendliche. Die Containersiedlung Lipa befindet sich 30 Kilometer entfernt und ist nur über unbefestigte Feldwege erreichbar. Aktuell sind hier ausschliesslich Männer untergebracht. Viele Geflüchtete leben auch in Hütten, Garagen oder verlassenen Fabrikgebäuden unter äusserst prekären Umständen. Nahrung, Wasser und Hygiene sind in keiner Weise ausreichend. Die meisten versuchen immer wieder, nach Kroatien zu gelangen.

Insbesondere Frauen und unbegleitete Jugendliche erfahren auf ihrer Flucht Gewalt, viele sind traumatisiert und haben gesundheitliche Probleme. Žene sa Une ermöglicht besonders gefährdeten Migrant*innen die Unterbringung in einem Schutzhaus mit psychologischer und juristischer Betreuung. Für die Menschen in den Aufnahmezentren bietet die Organisation Informationsworkshops und sozio-integrative Aktivitäten, sie führt Abklärungsgespräche durch und verschafft Zugang zum örtlichen Gesundheitswesen. Mobile Teams suchen die Geflüchteten ausserhalb der Zentren auf und verteilen Gutscheine, damit sie sich mit Wasser, Grundnahrungsmitteln und Hygieneartikeln versorgen können.

Dieses Projekt wird unter anderem von der Deza ermöglicht.