Die «Erklärung über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit» wurde 1998 von der ILO ins Leben gerufen und verpflichtet Mitgliedsstaaten, die dort festgehaltenen Prinzipien und Rechte zu respektieren, unabhängig davon, ob ein Land die dafür relevanten ILO-Konventionen ratifiziert hat. Das Recht auf ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld wurde als neue, fünfte Kategorie aufgenommen. Die bisherigen vier Kategorien sind: Das Recht auf Versammlungsfreiheit und Tarifverhandlungen, die Eliminierung von Zwangsarbeit, die Beseitigung von Kinderarbeit und die Aufhebung von Diskriminierung am Arbeitsplatz.

Die Aufnahme von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz als fundamentales Recht ist ein wichtiger Schritt im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen. Die Realität für viele Arbeiter*innen in unseren Projektländern ist von dieser Vorstellung leider noch weit entfernt: Beim Abwracken von Schiffen in Bangladesch kommen Arbeiter*innen ungeschützt mit Asbest in Kontakt, in Spielzeug- oder Elektronikfabriken in Asien sind sie giftigen Chemikalien ausgesetzt, auf Palmölplantagen in Malaysia erhalten sie keine geeignete Schutzkleidung, die sie vor versprühten Pestiziden schützt.

Der Entscheid der ILO wird dies nicht von heute auf morgen ändern. Jedoch macht er klar, dass unsichere, gesundheits- oder gar lebensgefährliche Arbeitsbedingungen kein Kavaliersdelikt sind und zu keinem Zeitpunkt hingenommen oder toleriert werden dürfen. Wir werden uns auch weiterhin mit aller Kraft dafür einsetzen.

Warum Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz als fundamentales Arbeitsrecht verankert werden soll, hatte uns die ILO-Expertin Manal Azzi bereits vor dem historischen Entscheid der ILO vom 10. Juni erklärt.