Sichere Migration in Kambodscha: Wege aus der Ausbeutung

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Mehr als eine Million Kambodschaner*innen arbeiten in Thailand – viele davon ohne gültige Papiere. Diese irreguläre Migration macht sie verletzlich gegenüber Ausbeutung, Menschenhandel und Missbrauch. Solidar Suisse setzt sich gemeinsam mit der Partnerorganisation Cambodian Women’s Crisis Center (CWCC) für sichere Migration und nachhaltige Wiedereingliederung ein – damit Migration keine Sackgasse bleibt, sondern echte Chancen bietet.

Der gefährliche Weg über die Grenze

Die thailändische Grenze lockt mit der Hoffnung auf ein besseres Einkommen. Doch für viele Migrant*innen beginnt dort ein langer Leidensweg. Ohne gültige Dokumente sind sie auf inoffizielle Routen angewiesen, schlafen beengt in überfüllten Fahrzeugen, fürchten ständige Kontrollen und erhalten oft nur Hungerlöhne für schwere Arbeit. Gerade Frauen sind besonders gefährdet, Opfer von sexueller Ausbeutung zu werden. Die Rückkehr nach Kambodscha bedeutet für viele Migrant*innen jedoch nicht automatisch Sicherheit. Ohne Ersparnisse, Perspektiven oder Unterstützung sind sie gezwungen, erneut auszuwandern – ein gefährlicher Kreislauf beginnt. 

Wie Solidar Suisse Rückkehrende unterstützt und neue Perspektiven schafft 

Im Projekt «Safe Migration» arbeitet Solidar Suisse gemeinsam mit dem Cambodian Women’s Crisis Center (CWCC) daran, Migrantinnen aufzuklären und Rückkehrer nachhaltig zu unterstützen. So erhalten Betroffene umfassende Informationen über ihre Arbeits- und Migrationsrechte, ebenso wie Zugang zu psychosozialer und juristischer Beratung. Besonders gefährdete Rückkehrende finden vorübergehend ein sicheres Dach über dem Kopf. In Schulungen erwerben sie wichtige Kenntnisse in Bereichen wie Finanzkompetenz, Gender und unternehmerischem Handeln. Gleichzeitig entstehen in den Gemeinden Selbsthilfe- und Spargruppen, die Rückhalt und Austausch ermöglichen. Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, kann mit einer finanziellen Starthilfe ein eigenes kleines Unternehmen aufbauen. Ein zentrales Ziel des Projekts ist es, Rückkehrer*innen in ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit zu stärken und so den Kreislauf gefährlicher Migration zu durchbrechen. 

Die Partnerorganisation CWCC arbeitete 2024 auch eng mit relevanten Akteur*innen wie Regierungsinstitutionen, lokalen Behörden, Strafverfolgungsbeamten und NGO-Partner*innen zusammen, um Dienstleistungen und Unterstützung anzubieten und die Behörden stärker für Arbeitsmigration, Ausbeutung und Menschenhandel zu sensibi­lisieren. In Kooperation zwischen CWCC und den Behörden erhielten über 1’014 von Menschenhandel und Ausbeutung Betroffenen adäquate Unterstützung. 

Einblicke in die Trainingsessions in Kambodscha. © CWCC

Einblicke in die Trainingsessions in Kambodscha. © CWCC

Einblicke in die Trainingsessions in Kambodscha. © CWCC

Stimmen aus Kambodscha

Chhorn Theara: Vom Kind ohne Rechte zur Fürsprecherin

Mit nur 13 Jahren wanderte Chhorn Theara illegal mit ihrer Familie nach Thailand aus. Sie arbeitete unter schwierigsten Bedingungen – oft ohne Lohn, ohne Schutz, ohne Stimme. Als junge Mutter kehrte sie 2014 nach Kambodscha zurück und stiess 2022 – skeptisch, aber neugierig – zur von CWCC unterstützten Spargruppe. Heute ist sie nicht nur deren Kassierin, sondern auch Multiplikatorin. Sie nimmt an Weiterbildungen zu Gender, Buchhaltung und Migration teil und hilft, in ihrem Dorf Bewusstsein für legale Migration zu schaffen. Sie hat sich nicht nur finanziell stabilisiert, sondern auch als Friedensstifterin im Dorf etabliert: Sie vermittelte bereits in mehreren Fällen häuslicher Gewalt.

«Früher habe ich ohne Plan gelebt und hatte keine Möglichkeit, zu sparen. Heute spare ich zuerst, dann gebe ich aus – und helfe sogar anderen, dasselbe zu tun.»

Chhorn Theara

Migration sicher gestalten – langfristig und menschlich

Diese Geschichten zeigen: Sichere Migration ist möglich, wenn Menschen die richtigen Informationen, Werkzeuge und Unterstützung erhalten. Solidar Suisse leistet gemeinsam mit CWCC einen wichtigen Beitrag dazu, gefährdete Migrant*innen zu schützen, Rückkehrerinnen neue Chancen zu bieten und in den Gemeinden langfristige Veränderungen anzustossen. Damit Migration nicht mehr Verzweiflung bedeutet, sondern Perspektive. 

Dieses Projekt wird von der DEZA unterstützt.  

Jetzt mehr erfahren über «Safe Migration» in Kambodscha:

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