Millionen von Arbeiter*innen in Südafrika müssen mit Tiefstlöhnen und ohne soziale Absicherung durchs Leben kommen. Unser Partner vor Ort, das Casual Workers Advice Office (CWAO), hilft prekär Beschäftigten.
Reiches Land – ausgebeutete Arbeiter*innen
Südafrika ist ein industrialisiertes Land mit Bodenschätzen, einer produktiven Landwirtschaft und grossem kulturellem Reichtum. Doch einfache Arbeiter*innen profitieren nicht davon. Stattdessen werden sie häufig – und in allen Branchen – als Temporärarbeiter*innen ausgebeutet.
CWAO wurde 2011 in der Industriezone von Johannesburg gegründet. Die Organisation bietet temporär Angestellten und prekär Beschäftigten Organisations- und Rechtsberatungen an.
Jede zweite Woche finden bei CWAO Versammlungen statt, bei denen die Arbeiter*innen über ihre Probleme sprechen und sich organisieren. Das Lokal von CWAO ist für sie ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Die Beratungsstelle ist offen für alle, es gibt auch eine Kinderbetreuung. Meist geht es in den Beratungsgesprächen um ungerechtfertigte Entlassungen, Lohndumping oder nichtbezahlte Sozialversicherungsbeiträge durch die Firmen.
Extreme Ungleichheit
63
Mit einem Gini-Index von 63 liegt Südafrika weltweit an der Spitze der sozialen Ungleichheit.
Gewonnene Gerichtsurteile
80 Prozent aller Fälle, die CWAO vor Gericht bringt, werden zugunsten der Arbeiter*innen entschieden. CWAO war auch an Rechtsfällen beteiligt, die bis an das südafrikanische Verfassungsgericht gelangten.
Ein Präzedenzfall aus dem Jahr 2018 hat zu einer Änderung des Arbeitsrechts geführt. Nun können Temporärarbeiter*innen Festanstellungen mit besseren Löhnen und grösserer Rechtssicherheit einfordern. So etwa die Angestellten der Schokoladenfabrik Ferrero SA. 257 der 354 Arbeiter*innen waren bis 2018 temporär angestellt, manche über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren. Aufgrund des Gerichtsurteils erhielten alle Arbeiter*innen einen festen Arbeitsvertrag.
Doch trotz dieser Erfolge geht der Arbeitskampf weiter. Denn viele der neuen Verträge sind «Null-Stunden-Verträge», die kein ausreichendes Einkommen garantieren. Die Firmen haben vor allem die Führungspersonen der Arbeiter*innen im Blick und versuchen diese mit allen möglichen Schikanen zu entmutigen. CWAO inspiriert zahlreiche andere Rechtsberatungsstellen in ganz Südafrika. Dank eines elektronischen Handbuchs mit den wichtigsten arbeitsrechtlichen Bestimmungen und Urteilen können Arbeiter*innen im ganzen Land vom Wissen von CWAO profitieren. Radiosendungen über Arbeitsrechte, die über Community Radios ausgestrahlt werden, informieren die Menschen über ihre Rechte. Geplant ist, diese Radiosendungen auch in anderen Ländern im Südlichen Afrika auszustrahlen – im Rahmen des Southern African Regional Network (SARN).
«Dank CWAO können wir uns als Arbeiter*innen gemeinsam organisieren.»
Gelegenheitsarbeiter*innen organisieren sich
In diesem Film sprechen Gelegenheitsarbeiterinnen über sexuelle Belästigung durch Arbeitsvermittler, darüber, dass sie gezwungen werden, ihre persönliche Schutzausrüstung mit anderen zu teilen, und darüber, dass sie für ihre Vorgesetzten Mittagessen kaufen müssen, um Überstunden zu bekommen. Die Arbeiterinnen erzählen, wie sie sich mit Unterstützung des CWAO zum Simunye Women Workers Forum zusammengeschlossen haben, um für ihr Recht auf einen festen Arbeitsplatz zu kämpfen.
Spenden für Arbeiter*innen in Südafrika
Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeitskämpfe von prekarisierten Arbeiter*innen in Südafrika.
