Zwei Monate Lockdown in Bolivien
Martin Perez Bustamante leitet das Koordinationsbüro von Solidar Suisse in Bolivien. Seit beinahe zwei Monaten muss er Zuhause bleiben, denn der Lockdown wird in den Städten sehr strikt angewendet. Im Interview erzählt er von seinem Leben in der Quarantäne, den Plänen für die Projekte von Solidar Suisse und den politischen Perspektiven für Bolivien.
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Solidar Suisse
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Wie hast du den Lockdown bisher erlebt?
Was findest du besonders schwierig in der jetzigen Situation?
Das Ausmass der Ungleichheit und das tägliche Leiden sehr vieler Menschen ist nur schwer zu ertragen. Der Einsatz für eine gerechtere Gesellschaft muss in dieser Krisensituation noch verstärkt werden, dazu braucht es auch mentale Stärke.
In Bolivien kursiert der Slogan “Estamos en cuarantena, pero no dormidos.” – “Wir sind in Quarantäne, aber wir schlafen nicht.” – Was bedeutet er für dich?
Als BürgerInnen haben wir eine Verantwortung, die weit über die gesundheitlichen Aspekte der Krise hinausgeht. Wir müssen sehr aufmerksam sein, dass die politische Klasse und die Übergangsregierung in Bolivien diese Situation nicht missbraucht. Denn Covid-19 setzt der Korruption bestimmt kein Ende.
In drei Monaten soll es in Bolivien Neuwahlen geben. Welchen Informationen vertraust du in dieser Übergangszeit?
Ich vergleiche die Informationen der Regierung mit jenen von unabhängigen Quellen und suche dabei nach Widersprüchen. Es gibt so viele Informationen und natürlich auch zunehmend Fake News und Versuche, die öffentliche Meinung zu manipulieren.
Welche Prioritäten gibt es für die Projekte von Solidar Suisse?
In den nächsten Monaten können wir zeigen, wie wichtig gelebte Solidarität ist und wie wir uns als BürgerInnen für die Rechte aller einsetzen. Kurzfristig geht es auch darum, die Aktivitäten in unseren Projekten mit den nötigen Schutzmassnahmen wieder aufzunehmen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Jugendlichen ihre Ausbildungen weiterführen können, zum Beispiel durch den Zugang zum Internet. Wir unterstützen Frauen, damit sie erlebte Gewalt auch in Zeiten der Quarantäne melden können und besser geschützt werden. Und wir arbeiten mit Gewerkschaften zusammen, damit die Rechte von ArbeiterInnen in dieser schweren wirtschaftlichen Krise gewahrt werden.
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