Den Krieg im Hinterkopf

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Vor einem Jahr startete Russland die brutale Invasion in der Ukraine. Solidar Suisse spannte damals umgehend mit Partnerorganisationen in Rumänien zusammen, um Nothilfe für die Geflüchteten zu leisten. Bis im Ende 2022 sind drei Millionen Menschen aus der Ukraine in Rumänien angekommen. Yuliia Temchenko war eine davon. Heute leben sie und ihre beiden Söhne als Flüchtlinge in Dänemark.

Am 22. Februar feierte Yuliia Temchenko ihren 38. Geburtstag. Entspannt, ohne grossen Trubel, nur mit einem Freund und ihren Kindern. «Ich hatte kein Bedürfnis, meinen Geburtstag zu feiern», sagt die Ukrainerin per Videotelefon. Zu schmerzhaft seien die Erinnerungen an das letzte Jahr, als sie kurz nach ihrem Geburtstag die letzte Nacht in ihrer Wohnung in Kiew verbrachte, bevor die russischen Bomben auf die Hauptstadt fielen.  

Kurz nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine, am 7. März 2022, haben wir Yuliia Temchenko in Brasov im Zentrum Rumäniens kennengelernt. Sie war wenige Tage zuvor mit ihren beiden Söhnen Milan (6) und Edvard (4) aus Kiew geflohen. Damals erzählte sie uns von den ersten Raketeneinschlägen in der ukrainischen Hauptstadt und von ihrer Flucht nach Rumänien. In Brasov fand sie mit der Solidar-Partnerorganisation Migration Integration Center einen Zufluchtsort für sich und ihre Kinder. Die Organisation engagiert sich dort für ankommende Geflüchtete aus der Ukraine. «In Brasov waren wir an einem Ort, wo wir viel Hilfe erfahren durften und einen Moment zur Ruhe kommen konnten. In dieser Situation ein wichtiger Ort – für mich und für viele andere auch.» 

Unterstützung über die Grundbedürfnisse hinaus 

Die beiden Partnerorganisationen Migrant Integration Center in Brasov und LOGS in Timisoara reagierten umgehend, als die Invasion in der Ukraine begann. In beiden Städten arbeiteten die Mitarbeitenden rund um die Uhr, um die Versorgung der Geflüchteten zu gewährleisten. «Das Hauptaugenmerk lag zu Beginn darauf, ihnen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln und Informationen bereitzustellen, damit sie eine fundierte Entscheidung über ihre nächsten Schritte treffen konnten», sagt Astrid Hamberger, Leiterin des Migrant Integration Center in Brasov. «Die Menschen kamen extrem desorientiert und verängstigt an. Uns war wichtig, ihnen über die Grundbedürfnisse hinaus genaue Informationen und Beratung über ihre Rechte und Pflichten in Rumänien oder bei der Durchreise durch Rumänien zu bieten.» Auch in Timisoara bietet die Organisation LOGS Ankommenden und Durchreisenden diese Unterstützung an. «Wir tun dies durch unsere «One-Stop-Shop»,Hilfe mit Beratung, Bargeld und Gutscheinen, medizinischer und psychologischer Hilfe, Selbsthilfegruppen, Sport-, Freizeit- und Bildungsaktivitäten», sagt Flavius Ilioni, Leiter von LOGS. «Ausserdem informieren wir spezifisch Mütter über die Gefahren von Menschenhandel, die leider real sind.» 

Neustart in Svendborg 

Yuliia Temchenko lebt heute mit ihren beiden Kindern in Svendborg, einer Hafenstadt Dänemarks. «Ich bereue es nicht, dass wir die Ukraine verlassen haben. Ich bin froh, jetzt nicht dort zu sein und dass wir es nach Dänemark geschafft haben», sagt die 38-Jährige und erzählt von ihrem Leben in Svendborg. Sie spricht von dem kleinen Haus, in dem sie leben, von ihrem Job als Vertragsmanagerin in einer Pharmafirma und davon, wie schnell sich ihre beiden Söhne eingelebt haben. «Sie sprechen bereits fliessend Dänisch und haben Freunde im Kindergarten und der Schule gefunden.» Das Schulsystem in Dänemark sei hervorragend. Zudem würden geflüchtete Ukrainer*innen vom Staat unterstützt und natürlich lerne auch sie viele neue Menschen kennen. «Manchmal kann ich nicht glauben, was ich in so kurzer Zeit alles geschafft habe und wie sich mein Leben komplett verändert hat», sagt Yuliia Temchenko. «Dänemark ist ein wundervolles Land. Aber es ist halt nicht mein Zuhause.»

Yuliia Temchenko mit ihren beiden Söhnen Milan und Edvard in Dänemarks Winter. Quelle: zvg

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