Was kann ich persönlich gegen Ungleichheit tun?

Wenn Sie sich im Alltag für globale Gerechtigkeit einsetzen möchten, ist es wichtig, sich darüber zu informieren, wie Sie Ihr Konsumverhalten nachhaltig gestalten können. Darüber hinaus braucht es strukturelle Veränderungen: Dazu tragen politisches Engagement und die Verbreitung von Informationen über soziale Netzwerke bei. Wir haben für Sie eine Orientierungshilfe zusammengestellt.

Tipps für Konsument*innen

Nachhaltigkeit ist in aller Munde: Doch was bedeutet nachhaltiger Konsum konkret?

Ein nachhaltiger Konsum befriedigt Bedürfnisse, ohne die Lebensgrundlage jetziger und zukünftiger Generationen zu zerstören. Das heisst, Unternehmen müssen minimale Umweltstandards und grundlegende Menschenrechte in ihrer Wertschöpfungskette respektieren. Trotz des Trends zur Nachhaltigkeit drücken sich viele Konzerne davor, Verantwortung für die ökologischen und sozialen Auswirkungen ihrer Tätigkeit übernehmen. Tiefe Löhne, extreme Überzeiten, ungenügende Arbeitssicherheit und fehlende Sozialleistungen sind in globalen Lieferketten allzu häufig die Norm. Auch Kinderarbeit und Zwangsarbeit sind vielerorts noch immer ein Problem. Das können Sie als Konsument*in dagegen tun:

Lebensmittel

  • Labels und Zertifikate: Der Zertifikate-Dschungel ist für Konsument*innen nicht einfach zu durchschauen. Welches Label garantiert was und wie gut wird es überprüft? Fair Trade ist bekannt, aber welche sozialen Komponenten haben zum Beispiel Biolabel? Hier hilft der Ratgeber des WWF , der auch der Aspekt «Soziales und Fairness» berücksichtigt.
  • App checkt Inhaltstoffe: Code Check heisst die App, mit der Sie beim Einkaufen Lebensmittel, Kosmetik-Artikel und Reinigungsmittel auf ihre Inhaltsstoffe durchleuchten können. Einfach Barcode oder EAN-Nummer scannen, um zu sehen, ob ein Produkt zum Beispiel Palmöl oder Mikroplastik enthält. Leider fehlt hier der Aspekt «Soziales und Fairness», weshalb es einiges Vorwissen zu problematischer Herstellung von Produkten braucht.
  • Frische Produkte: Regionale, saisonale und biologische Produkte zu konsumieren hat viele Vorteile. Darüber hinaus empfiehlt es sich auch, frische und unverpackte Lebensmittel zu kaufen und auf hochverarbeitete Fertiggerichte zu verzichten. Denn gerade sie verbergen nicht nur viele ungesunde, ökologisch und sozial bedenkliche Inhaltsstoffe, sondern sie werden auch in Prozessen hergestellt, die von der Herstellung bis zur Entsorgung die Umwelt belasten.

Kleider, Spielsachen, Elektronikartikel etc.

  • Langlebiges bleibt: Setzen Sie auf Produkte aus beständigem und ökologisch unbedenklichem Material. Hinterfragen Sie bei Modetrends, ob sie Ihnen mehr als eine Saison gefallen, bei Spielsachen, ob das Interesse die erste Freude überdauern wird.
  • Secondhand ist immer nachhaltiger: Ein bereits bestehendes Produkt ist ressourcenschonender als ein neu hergestelltes. Decken Sie sich an Flohmärkten, Tauschbörsen und in Brockenhäusern mit gebrauchten Sachen ein.

Fragen kostet nichts: Wie bei den Lebensmitteln ist auch hier der Dschungel an Labels und Zertifikaten nicht einfach zu durchschauen. Hier kann labelinfo.ch helfen – oder fragen Sie ganz einfach im Geschäft nach. Damit setzen Sie ausserdem ein Zeichen, dass Ihnen die Produktionsbedingungen nicht egal sind.

Ebenfalls wichtig

  • Niemand ist perfekt: Nachhaltig konsumieren ist nicht einfach. Geben Sie nicht auf, wenn es nicht immer bei allen Produkten klappt und Sie Kompromisse eingehen müssen. Wichtiger als hundertprozentige Konsequenz ist es, langfristig mit kleinen Schritten dranzubleiben.
  • Sensibilisierung im eigenen Umfeld: Machen Sie Familie und Freund*innen auf die Möglichkeiten nachhaltigen Konsums aufmerksam. Bewusster Konsum ist ein erster Schritt zur Veränderung.
  • Gestalten Sie wirtschaftliche Transformation: Fragen Sie in den Läden nach den Produktionsbedingungen. Auch wenn die Antwort unbefriedigend ausfällt, setzt die Frage ein Zeichen. Organisieren Sie selbst Tauschaktionen in ihrem Freund*innenkreis oder im Quartier oder unterstützen Sie Aktionen von NGOs. Leihen Sie aus, was sie selten brauchen – sei es die Bohrmaschine, die Skiausrüstung oder der Veloanhänger. Es gibt dafür diverse Plattformen, zum Beispiel Pumpipumpe für das Ausleihen in der Nachbarschaft.
Zwei Arbeiter mit Tierhäuten in einer Fabrikhalle in Bangladesch Zwei Arbeiter mit Tierhäuten in einer Fabrikhalle in Bangladesch

Arbeiter*innen in einer Ledergerberei in Bangladesch. © Taslima Akhter / Fairpicture

Tipps für Bürger*innen

Tipps für Aktivist*innen

Wir können uns auch über die Stimm- und Wahlabgabe hinaus politisch und gesellschaftlich engagieren:

  • Unterschreiben Sie Online-Petitionen. So können Sie ohne grossen Aufwand ihren Unmut zu einem Thema oder einem Entscheid kundtun.  Unterschreiben Sie, was Sie wichtig und richtig finden, oder starten Sie gleich eine eigene Petition via campax.org. Sind genügend Leute der gleichen Meinung, können ihre Unterschriften Wirkung entfalten.
  • Schreiben Sie Direktnachrichten an Unternehmen oder Politiker*innen via E-Mail, Twitter, Facebook oder ganz traditionell per Brief. Solche Schreiben werden in der Regel beantwortet, wenn sie höflich und fundiert formuliert sind. So müssen sich die Adressat*innen aktiv mit dem Anliegen beschäftigen.
  • Kommentieren Sie auf Social Media, aber beachten sie dabei die Netiquette. Kommentare können etwas bewirken. Die Migros beispielsweise versucht seit dem Sturm gegen Bio-Lebensmittel in Plastikverpackung stattdessen vermehrt mit Stickern zu arbeiten.
  • Teilen Sie Medienartikel und Beiträge von NGOs in den sozialen Netzwerken. In Zeiten der Informationsflut helfen Sie Ihrem Netzwerk, an interessante Inhalte zu kommen und leisten einen Beitrag an die Verbreitung von relevanten Informationen.
  • Recherchieren Sie selbst. Das Schweizer Konzernhandbuch von Multiwatch, bei dem Solidar Suisse mitgeschrieben hat, zeigt detailliert auf, wie Sie bei einer Recherche zu einem Konzern vorgehen können.
  • Treten Sie einer Gruppe von Aktivist*innen bei. Mittlerweile gibt es zahlreiche Interessensgemeinschaften, die sich gegen extreme Ungleichheit einsetzen. Der Klimastreik, Fashion Revolution Schweiz oder der Frauen*streik sind Beispiele für Anliegen, die Solidar Suisse unterstützt.
  • Gehen Sie auf die Strasse. Auch in Zeiten der digitalen Vernetzung setzt die physische Präsenz ein wichtiges Zeichen. Beteiligen Sie sich an Demonstrationen zu Themen, die Ihnen wichtig sind.

Haben Sie Fragen oder Ergänzungen zu den Informationen auf dieser Seite? Dann wenden Sie sich gerne per E-Mail an kontakt@solidar.ch.

Demonstrant*innen gegen extreme Ungleichheit in Südafrika Demonstrant*innen gegen extreme Ungleichheit in Südafrika

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